Schlechte Nachricht für die Lehrlingsausbildung in den heimischen Betrieben: Von den 57.511 Lehrlingen, die 2011 zur Abschlussprüfung angetreten sind, schlossen zwar 6.527 mit Auszeichnung ab, aber noch viel mehr, nämlich 10.071 Lehrlinge, sind durchgefallen. Von den Malern und Anstreichern hat österreichweit jeder dritte Prüfling "nicht bestanden".

Insgesamt gab es bei 23 einzelnen Lehrberufen Durchfallsraten von über 30 Prozent, wie aus der Lehrabschlussprüfungsstatistik für 2011 hervorgeht. Vor allem Gewerbe- und Handwerksbetriebe, wo jeder dritte Lehrling ausgebildet wird, sind anfällig. 2011 wies die Sparte "Gewerbe und Handwerk" die mit Abstand höchste Durchfallsrate auf. Auch die Tourismusbranche gehört zu den Sorgenkindern. Die Erfolgsquote von Lehrlingen bei Banken und Versicherungen sticht dagegen positiv hervor: Im Schnitt schaffen da 92,4 Prozent die Prüfung auf Anhieb. Bei der Lehre zu Bankkauffrau oder Bankkaufmann fällt nur jeder Dreißigste durch.

In den letzten dreißig Jahren ist die Zahl der Durchfaller konstant gestiegen. Aktuell liegt die Erfolgsquote bei nur noch 82,5 Prozent. Auffallend ist, dass über zehntausend Lehrlinge durchfallen, aber jährlich nur etwas mehr als 4.097 zur Wiederholungsprüfung antreten. Damit werfen fast 6.000 Lehrlinge das Handtuch. Dazu kommen noch jene, die erst gar nicht zur Prüfung antreten. Das Problem: Diejenigen, die sich von vornherein nicht zur Lehrabschlussprüfung anmelden, scheinen in der Statistik der Wirtschaftskammer nicht auf.

Antritte mangels Erfolgschancen

Die beiden Sozialpartner, Arbeiterkammer (AK) und Wirtschaftskammer (WKÖ), wollen nun genaue Zahlen erheben, wie viele Lehrlinge mangels Erfolgschancen nicht zur Prüfung antreten. Schätzungen zufolge sind es jedes Jahr drei bis viertausend, andere Schätzungen gehen von bis zu zehn Prozent. Zusammen mit denen, die durchfallen, steht also rund ein Fünftel am Ende der Lehre ohne Abschluss da.

"Die Lehrabschlussprüfung ist kein Muss", betonte der zuständige WK-Referent, Alfred Freundlinger, im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. Man habe auch ohne Prüfung seine Lehrzeit abgeschlossen. In den meisten Kollektivverträgen (KV) gibt es zwar einen Lohnunterschied, teilweise ist er aber nur gering. In einigen KV wird überhaupt nicht unterschieden, ob jemand die Prüfung abgelegt hat oder nicht.

Für AK-Lehrlingsexpertin Edith Kugi-Mazza ist der geringe Gehaltsunterschied zwischen Hilfs- und Facharbeitern einer der Gründe für die schwachen Ergebnisse, wie sie auf APA-Anfrage sagte. Es gehe darum, die Lehrlinge zu motivieren, zur Prüfung zu gehen, weil sie sonst für die weitere Berufslaufbahn auf verlorenem Posten stehen. Warum so viele durchfallen oder nicht antreten, sei schwierig herauszufinden. Oft liege es an den Lehrlingen selbst oder an den jeweiligen Betrieben. Man müsse sich jeden Lehrberuf einzeln ansehen, so Kugi-Mazza.

Genauere Analysen im Herbst

Sowohl AK also auch WKÖ wollen im Herbst genauere Analysen machen. Der AK geht es in erster Linie darum, das Thema im Zuge der Qualitätsdiskussion (Stichwort: Lehre mit Matura) auf der Tagesordnung zu halten und die erfolgreichen Lehrabschlüsse wieder zu steigern. Hohe Erfolgsquoten sind auch für die Wirtschaft essenziell. Als eine von mehreren Maßnahmen kann sich Freundlinger vorstellen, Lehrlinge verstärkt zu fördern, aber auch die Prüfer besser zu schulen. Derzeit sei es schwierig, überhaupt Prüfer zu finden.

Der österreichischen Wirtschaft fehlen aktuell rund 30.000 Fachkräfte. Die Lehre konkurriert immer stärker mit höherbildenden Schulen. Den Betrieben fällt es daher oft schwer, den notwendigen Fachkräftenachwuchs zu bekommen. Angesichts des Fachkräftemangels müsse die Ausbildung zum Erfolg führen, so Freundlinger. Heuer hätten bisher erfreulich viele Jugendliche eine Lehre begonnen, entscheidend sei aber traditionell erst der Herbst.