Anfangs war das Bildmaterial für Klaus Schöffmann doch recht gewöhnungsbedürftig. Unzählige Stunden verbrachte der Informatiker mit Kollegen damit, sich Videos von Gallenblasen-Entfernungen und gynäkologischen Eingriffen anzusehen. Nicht aus Privatvergnügen, sondern für wissenschaftliche Zwecke: um Endoskopie-Videos leichter nutzbar zu machen.

„Wir haben wirklich vieles gesehen und waren auch im OP-Saal dabei, wenn Eingriffe über das Endoskop gemacht wurden. Das war kein besonders schönes Gefühl“, sagt der Forscher. Seine Überwindung soll in Zukunft vielen Medizinern die Arbeit erleichtern, indem er ihnen zu besserem Überblick über die vielen Tausend Stunden Videomaterial verhilft, die jährlich in Krankenhäusern anfallen.

Nicht nur das Problem der Speicherung will Schöffmann mit seinem Team im Projekt „Endovip“ angehen – auch eine inhaltliche Suchfunktion soll in der Videodatenbank verfügbar sein. „Ein Chirurg kann so zielsicher einen kritischen Moment in einem einstündigen Video finden, ohne lange herumklicken zu müssen“, sagt Schöffmann. Das ist vor allem hilfreich, wenn Ärzte ihren Patienten erklären wollen, was genau bei der OP vor sich ging, oder wenn sie mit Kollegen Probleme besprechen wollen. Auch Folgeoperationen werden so leichter.

Um das möglich zu machen, arbeiten fünf Forscher an der Verfeinerung der Bilderkennungsfähigkeiten der Datenbank. „Sie muss entscheiden können, was relevante Bildinformationen sind und unscharfe Bilder aussortieren können“, sagt Schöffmann. Für die medizinische Expertise hat er namhafte Endoskopie-Spezialisten hinzugezogen, die mit ihrer Erfahrung den Entwicklungsprozess unterstützen.

Technische Hilfe und die Finanzierung zweier Forscherstellen kommen vom deutschen Endoskop-Hersteller Karl Storz. Mehr als zehn Publikationen hat das Forschungsteam zum Thema bereits veröffentlicht, immer wieder ist man auf Konferenzen zu Gast. „Auf die Bilder reagiert das Publikum dort oft recht sensibel“, berichtet Schöffmann.