Schwerindustrie, Ölförderung, Schiffbau – es waren traditionelle Industriezweige, die über Jahrzehnte hinweg die Wirtschaft der Ukraine dominiert haben. Die ehemalige Sowjetrepublik hat aber Aufholbedarf, was die Entwicklungen in der Hochtechnologie betrifft. Das rächt sich jetzt in Zeiten von Industrie 4.0, wo Digitalisierung und Automatisierung unumgehbar werden.

Um die Ukraine im Ausbildungsbereich zu unterstützen, hat sich im Jahr 2013 unter Schirmherrschaft der EU ein Verbund aus europäischen Hochschulen dazu bereit erklärt, Starthilfe zu geben. Auch die FH Kärnten hat sich am Projekt „TATU“ beteiligt: Der Studiengang Systems Engineering schickte den Automatisierungs-Experten Wolfgang Werth ins Rennen, der jetzt nach vier Jahren Aufbauarbeit zufrieden Bilanz ziehen kann.

„Wir haben unser großes Ziel, an fünf ukrainischen Universitäten Trainingszentren für Automatisierungstechnik einzurichten, erreichen können“, sagt Werth. Gemeinsam mit seinen europäischen Kollegen hat er nicht nur Ausbildungskonzepte und Trainingsunterlagen zusammengestellt, sondern auch dringend benötigte Infrastruktur zur Verfügung gestellt. „An den ukrainischen Hochschulen mangelt es akut an finanziellen Mitteln, auch kriegsbedingt. Es gibt daher kaum technische Ausrüstung oder Labore, in denen praktischer Unterricht für Automatisierungstechnik stattfinden könnte.“ Daher entwickelten die Projektpartner das „Smartlab“, ein mobiles Labor in Handkoffergröße, mit dem die Arbeit an technischen Steuerungselementen geübt werden kann. So wird der Hörsaal im Handumdrehen zur Industriewerkstatt.

Nicht nur Studierende, sondern auch Unternehmen in der Ukraine sollen vom Wissen, das so aufgebaut wird, profitieren. „Bei dem Projekt ist mir wieder bewusst geworden, wie sinnvoll unser praxisorientiertes Ausbildungssystem an der Fachhochschule ist“, so Werth.

Automatisierung bringt neue Denkweisen in die Ukraine, wie Maschinen verbessert und mit neuer Computertechnik ausgestattet werden können, ist der Forscher überzeugt. „Wenn sich das durchsetzt, ist ein wichtiger Schritt getan, um die Ukraine Europa weiter anzunähern.“