Krieg, Verfolgung und Terror sind schon an sich keine besonders einfachen Gesprächsthemen. Noch schwerer haben es Lehrer, die im Unterricht mit schrecklichen Ereignissen, mit Opfern und Tätern, mit traumatischen Erinnerungen ansprechen müssen. Wie etwa redet man mit Schülern über die Gräueltaten des Zweiten Weltkrieges? An der PH Kärnten geht man dieser Frage nach.

Für den Psychologen und Medienwissenschaftler Daniel Wutti steht fest, dass Lehrer eines ganz besonders brauchen, um sich heiklen historischen Themen anzunähern: Mut. „Schüler haben großes Interesse an der Zeitgeschichte, Lehrer müssen aber auch in der Lage sein, Tabuthemen aus dieser Zeit mutig anzusprechen.“ Dazu gehöre auch, Erinnerungsorte in unmittelbarer Umgebung zur Schule aufzusuchen – in Kärnten wäre das zum Beispiel das KZ Loibl oder die Khevenhüller-Kaserne. Wutti hat sich gemeinsam mit Kollegen der Uni Klagenfurt der Erinnerungskultur in Kärnten gewidmet, zahlreiche Zeitzeugen der NS-Diktatur interviewt und auch mit Lehrern aus den Fächern Deutsch, Slowenisch, Religion, Geschichte und Politische Bildung gesprochen.

Eine Erkenntnis aus diesen Gesprächen: Auch wenn die Ereignisse immer weiter in der Vergangenheit liegen und kaum noch lebende Augenzeugen darüber berichten können, haben Lehrer die Möglichkeit, interessanten Projektunterricht zu gestalten. „Denn auch die Nachkommen der direkt Betroffenen, die Zeitzeugen aus zweiter oder sogar dritter Generation, können lebendig und authentisch über den Zweiten Weltkrieg berichten“, sagt Wutti. Zudem wären die Berichte der Zeitzeugen besonders gut aufgezeichnet und archiviert, sodass auch in der Zeit nach ihrem Tod weiterhin die Schüler emotional berühren könnten.

Entwarnung also für alle, die fürchten, dass ohne Zeitzeugen der Unterricht über die NS-Zeit nicht mehr genügend Eindruck bei Schülern hinterlassen könnte. Wutti will nun weiter zu dem Thema forschen: „In Kärnten und Slowenien herrschen nach wie vor unterschiedliche Deutungen der Zwischenkriegszeit vor, die auch in den Lehrplänen sichtbar werden. Wir wollen sehen, ob es nicht möglich ist, bis zum 100-jährigen Jubiläum der Volksabstimmung 2020 eine gemeinsame Geschichtserzählung zu erreichen.“