Es hätte ein spaßiges Sommercamp werden sollen, doch dann die Katastrophe: Durch einen Brand wurde die Anlage, die bedürftigen Kindern Erholung bieten sollte, zerstört. Ein Mitarbeiter eines großen Autozuliefererkonzerns hörte von diesem Vorfall und wollte helfen. Er sammelte ein Team von Arbeitskollegen um sich und baute mit ihnen das stark beschädigte Camp wieder auf. Von der Firma gab es Spenden, der Sommer der Kinder war gerettet.

So hört sich ein Parade-Beispiel von „Employee Volunteering“ an, ein englischer Fachausdruck, der die Freiwilligenarbeit von Mitarbeitern eines Unternehmens bezeichnet. Genau für dieses ehrenamtliche Engagement aus der Wirtschaft interessiert sich Heiko Breitsohl, der seit März die Abteilung für Personal, Führung und Organisation der Alpen-Adria-Universität leitet.

Bevor er nach Klagenfurt wechselte, hat Breitsohl eine Studie über Freiwilligenarbeit innerhalb von Unternehmen durchgeführt. Dafür wurden 385 Mitarbeiter eines Autozulieferers befragt, die an der europäischen Niederlassung eines US-amerikanischen Konzernes arbeiten. „Freiwilligenarbeit von Mitarbeitern ist in den USA weit stärker verbreitet als bei uns hier in Mitteleuropa, auch weil dort die Vereinsstrukturen nicht so umfassend sind wie etwa in Österreich“, sagt Breitsohl. Das von ihm untersuchte Unternehmen ermöglicht den Mitarbeitern, sich selbst soziale oder gemeinnützige Projekte auszusuchen, die sie in Teams in Angriff nehmen können.

Breitsohl befragte die Freiwilligen nach den Motiven ihres Engagements. Das Ergebnis: „Die Mitarbeiter machen diese zusätzliche Arbeit vordringlich deshalb, weil sie von ihren persönlichen Wertvorstellungen angetrieben werden und ihnen wichtig ist, anderen zu helfen. Die wenigsten tun es, um ihre Karrieren voranzutreiben“, sagt der Wirtschaftwissenschaftler.

Commitment lautet in der Organisationsforschung die englische Bezeichnung für die Bindung eines Mitarbeiters an seinen Arbeitgeber. Genau diese Bindung zu verstärken ist ein wesentlicher Antrieb für Unternehmen, ihren Mitarbeitern soziales Engagement zu ermöglichen. Breitsohl sieht dieses Commitment vor allem dann gegeben, wenn die Unternehmen ihren Mitarbeitern weitgehend freie Hand bei der Wahl ihrer ehrenamtlichen Tätigkeiten gibt. „Es gibt auch Beispiele, wo die Firmen sehr genaue Vorgaben machen, wie die Freiwilligenarbeit auszusehen hat. Das konterkariert aber die Idee der Freiwilligkeit, es wird eher als Teil des Jobs gesehen und hat daher nicht dieselbe positive Wirkung“, sagt Breitsohl. Mehr Freiraum wäre also besser. Gerade große, internationale Konzerne können sich es leisten, ihren Mitarbeitern diesen Freiraum zu gewähren. Breitsohl will sich jetzt aber in der Region umsehen. Er wird bei Kärntner Unternehmen untersuchen, wie die das Engagement ihrer Mitarbeiter, die hierzulande stark in Vereinen tätig sind, besser unterstützen und wertschätzen können.

Wieder Sinn im Job sehen

Immer mehr Unternehmen entdecken ihre soziale Verantwortung: Umweltschutz über Patenschaften bis hin zu Projekten, bei denen Mitarbeiter gemeinnützige Arbeit leisten. Das nennt sich Corporate Social Responsibility, kurz CSR.

Die Forschung interessiert sich schon seit geraumer Zeit dafür, wie solches Engagement bei den Kunden ankommt. „Was diese Aktivitäten aber bei den Mitarbeitern auslösen, wurde noch kaum beleuchtet“, sagt Sarah Desirée Schäfer. Sie hat Psychologie und Betriebswirtschaftslehre studiert und arbeitet jetzt an ihrer Dissertation. Darin untersucht sie, wie CSR-Maßnahmen im Unternehmen kommuniziert werden müssen, dass sie auch von den eigenen Mitarbeitern als glaubwürdig anerkannt werden. „In einer Welt der Arbeitsteilung sehen wir oft denn Sinn unseres Jobs nicht mehr. Mit Corporate Social Responsibility kann wieder Sinn gestiftet werden“, sagt Schäfer. Eine Studie mit über 450 Angestellten eines großen Konzerns wertet sie gerade aus.