"Jetzt beginnt der Ernst des Lebens“: Diese Worte hallen jedem Schulkind noch jahrelang nach. Erwachsenen, die den Tafelklasslern die Bedeutung des ersten Schultages klar machen wollen, ist meist nicht bewusst, wie sehr sie mit solchen Aussagen das Schulbild der Kinder prägen. Eine Fallstudie der PH Kärnten führt das nun vor Augen.

Die Lehramtsstudentin Linda Steiner hat dazu Kindergartenkinder befragt, was sie über die Volksschule denken. Die Analyse der Interviews ergab, dass sich Kinder zwar auf die Volksschule freuen, aber die neue Schulform durchwegs mit Unbehagen verknüpfen: „Alle befragten Kinder haben die Befürchtung, dass sie in der Volksschule nicht mehr spielen dürfen, nur noch ruhig sitzen müssen und nichts außer arbeiten und lernen zu tun haben. Eigentlich traurig, dass sie so ein verzerrtes Bild von der Schule haben“, sagt Steiner.

Das Ergebnis dieser Fallstudie, für die neun Kinder befragt wurden, führt Steiner auf die Haltung der Elterngeneration zurück: „Ich kann es zwar nicht beweisen, aber die Vermutung liegt nahe, dass Eltern mit ihren Aussagen zur Schule unbewusst Ängste schüren, die die Erwartungen ihrer Kinder in die falsche Richtung prägen.“

Dieses Forschungsprojekt ist Teil der für alle Lehramtsstudenten verpflichtenden Bachelorarbeit. Steiners Betreuerin, die Lernpsychologin Sabine Strauß, sieht darin einen wertvollen Beitrag zur Transitionsforschung: „Damit ist der Erforschung des Übergangs von Kindergarten zur Volksschule gemeint. In diesem Bereich besteht enormer Forschungsbedarf.“

Strauß ist eine von vielen Wissenschaftlern, die von der Mithilfe ihrer Studenten profitieren. Ihr Interesse gilt dem Austausch und der Kooperation von Kindergarten und Volksschule – zwei Institutionen, die bislang gar keine Informationen über Kinder austauschen durften.

„Das ändert sich jetzt durch eine Gesetzesnovelle. Bald werden Kindergärten standardisierte Entwicklungstests durchführen können, mit denen Volksschullehrer dann die Schulanfänger einschätzen sollen.“

Dieses Vorgehen überzeugt Strauß aber nicht. Solche Teststandards würden das problematische Schulbild in der Bevölkerung nur verfestigen – mit dem Ergebnis, dass Kinder wie in der Fallstudie mit Ängsten ausgestattet werden. Strauß hält daher Entwicklungsportfolios für sinnvoller: Mappen, mit denen Kinder ihre Fähigkeiten selbst dokumentieren können.