Die Flüchtlingskrise ist an Kärntens Schulen nicht spurlos vorübergegangen: Seit dem Höhepunkt der Fluchtbewegungen 2015 ist auch ein Höchststand an Kindern mit anderen Muttersprachen als Deutsch in den Klassenzimmern zu verzeichnen. Die Lehrer stellt das vor intensivere Herausforderungen – denen sie mit sprachsensiblem Unterricht begegnen können.

Dieses Konzept ist Teil des Lehrgangs „Deutsch als Zweitsprache – Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt in heterogenen Klassen“, der an der PH Kärnten angeboten wird. Zwei Jahre dauert die Ausbildung, die Lehrer aller Schulformen in Anspruch nehmen können. Dagmar Unterköfler-Klatzer vom Institut für Mehrsprachigkeit an der PH legt ihren Kollegen diesen Lehrgang ans Herz: „Es ist wichtig, dass wir als Lehrer Einblick in die Sprachen bekommen, die von Schülern mit Migrationshintergrund gesprochen werden. Wenn ich weiß, in welcher Sprache es etwa keine Artikel wie im Deutschen gibt, hilft das enorm bei der Arbeit weiter.“

Unterköfler-Klatzer ist überzeugt, dass Mehrsprachigkeit im Klassenzimmer kein Risiko für die Schüler darstellt, sondern eine Bereicherung. Auch für Kinder, die mit Deutsch aufgewachsen sind: „Der Kontakt mit anderen Sprachen fördert die Empathie der Schüler, ermuntert sie zum interkulturellen Austausch und gibt ihnen Fähigkeiten zum Netzwerken mit, die später im Berufsleben entscheidende Vorteile mit sich bringen können.“

Die Sorge, dass die Deutschkenntnisse der Einheimischen auf der Strecke bleiben, teilt Unterköfler-Klatzer nicht. Um das skeptischen Eltern auch vermitteln zu können, schlägt sie ihren Lehrerkollegen vor, den Unterricht hin und wieder zu öffnen. So könnten sich Eltern selbst davon überzeugen, welches Potenzial im sprachsensiblen Unterricht steckt.

Der Kern dieser Unterrichtsgestaltung besteht darin, den Sprachstand jedes einzelnen Schülers individuell zu betrachten und zu analysieren: Mittels vorgefertigter Diagnosebögen kann so ermittelt werden, welche Fördermaßnahme notwendig ist. „So kann man als Lehrer zielgenau sicherstellen, dass der einzelnen Schüler weder unter- noch überfordert wird, dass er im eigenen Tempo lernen kann und dass sich sprachliche Fähigkeiten durch Wissen und Inhalte entwickeln“, sagt Unterköfler-Klatzer.

Gerade in mehrsprachigen Klassen sei so ein Zugang wichtig, meint die Pädagogin. „Ich würde es auch schön finden, wenn sich in der Klassenbibliothek mehrsprachige Kinderliteratur finden würde.“