Wenn man an seine eigene Mittelschulzeit zurückdenkt, dann werden Erinnerungen an klassischen Unterricht wach – frontale Wissensvermittlung, Auswendiglernen, Wiederholen. Inzwischen hat sich einiges getan: Neue pädagogische Konzepte wurden erprobt, Zugänge abseits des Frontalunterrichts ausgelotet.

Ein solcher Zugang ist das Modell „eigenverantwortliches Lernen und Arbeiten“ (ELA), das an der Pädagogischen Hochschule Kärnten entwickelt wurde. Kinder werden dabei in offenen Lernformen zu mehr Selbstständigkeit geführt, mit dem Ziel, ihr Selbstbewusstsein zu stärken und das Zusammenarbeiten mit anderen zu fördern.

Ob diese Ziele erreicht wurden, war die Fragestellung bei einem Forschungsprojekt zur Evaluation des ELA-Modells, genauer gesagt, eines seiner Werkzeuge. Denn bei der praktischen Erprobung der neuen Unterrichtsmethode haben sich die Verantwortlichen ein besonderes Hilfsmittel einfallen lassen: ein Logbuch. „Die ursprüngliche Idee eines Logbuches ist es, Aufzeichnungen von genauen Daten, Koordinaten und Ereignissen einer Schiffsreise zu dokumentieren. Die Segelschiffe am Cover des Logbuches zeigen den bildlichen Zusammenhang. Vor allem dient es aber dazu, den Prozess des eigenverantwortlichen Lernens zu dokumentieren und das Reflektieren darüber anzustoßen“, sagt Gabriele Khan.

Die Vizerektorin der Pädagogischen Hochschule führte mit einem Team aus Studierenden das Evaluationsprojekt durch und beschäftigte sich eingehend mit den positiven Effekten des eigenverantwortlichen Lernens. Befragt wurden 187 Schüler der 5. bis 7. Schulstufe der Praxis-NMS der Pädagogischen Hochschule Kärnten, 137 Eltern und die 32 begleitende Klassenlehrer.

Das Fazit: „Das ELA-Logbuch wird vor allem von den Schülerinnen und Schülern der 5. Schulstufe als große Unterstützung erfahren; es hilft beim Organisieren von Aufgaben und beim Lernen. Ab der 6. Schulstufe tritt ein Gewöhnungseffekt ein und es wird nicht mehr als etwas Besonderes erlebt“, sagt Khan. Über alle Schulstufen hinweg bleibe aber die positive Einschätzung des selbstständigen und eigenverantwortlichen Lernens konstant: Durch die freien Lernphasen würde das Hilfe suchen und das gegenseitige Helfen gefördert, was zu einer Steigerung der sozialen Kompetenz beiträgt.

Aus Sicht der Eltern hat sich herausgestellt, dass das ELA-Logbuch ein wirksames Kommunikationsmittel zur Schule darstellt: Eltern sehen wöchentlich, was ihre Kinder lernen, wo sie noch Aufholbedarf haben und was sich generell in der Schule abspielt. Auch Lehrer schätzen laut Evaluation die Möglichkeit, in intensivere Kommunikation mit den Eltern zu treten – und geben übereinstimmend an, dass ihren Schülern das Lernen dank dem ELA-Logbuch leichter fällt.

Der Erfolg dieses Modells bedeute aber nicht, dass der klassische Unterricht ein Auslaufmodell wäre, versichert Khan: „Auch eigenverantwortliches Lernen braucht weiterhin den Input des Gesamtunterrichts. Man sieht aber, dass die Kinder mehr Spaß am Lernen haben, wenn sie in bestimmten Phasen auf sich allein gestellt sind.“