Sie beobachten uns schon lange: Überwachungskameras, die seit Jahrzehnten in öffentlichen Gebäuden oder auf privaten Grundstücken für Sicherheit sorgen sollen. Die Kameratechnologie hat sich seit dem wenig verändert, sehr wohl aber die Anzahl der Kameras – und die Art, wie sie ihre Daten übertragen.

„In den letzten Jahren hat es eine extreme Zunahme von Kameras im Alltagsleben gegeben. Jedes Handy hat heute mindestens eine Kamera verbaut, in fast jedem Auto werden sie installiert. Das bringt ganz neue Herausforderungen für Sicherheit und Privatsphäre“, sagt Bernhard Rinner. Seit fast einem Jahrzehnt forscht der Informatiker mit einem Team zum Thema Kameranetzwerke, zuletzt mit verstärktem Fokus auf den Sicherheitsaspekt. „Dieser wird von der Industrie eher am Rande behandelt, auch, weil die Gesellschaft nicht so sehr für die Gefahren des Datenmissbrauchs sensibilisiert ist und es daher zu wenig klare gesetzlichen Rahmen gibt“, sagt Rinner.

Daher arbeitet seine Forschungsgruppe verstärkt daran, die Datenübertragung von Kameras sicherer zu machen. Denn im Vergleich zu früheren Kameranetzwerken, die ihre Daten in ein geschlossenes, nur von wenigen einsehbares System sendeten, laufen heute alle Bilder über die Cloud: „Alles, was eine Kamera aufzeichnet, wird über das Internet kommuniziert. Das macht die Daten leichter angreifbar und öffnet Tür und Tor für Missbrauch.“

Um diesen Missbrauch zu verhindern, müssen Wege gefunden werden, mit denen die Daten der Kamera möglichst effizient verschlüsselt werden können. „Weil Kameras immer kleiner werden, verfügen sie nicht über die große Rechenleistung, die für die Verschlüsselung notwendig ist“, sagt Rinner. Daher setzt er auf Verschlüsselungs-Chips, die möglichst nahe an den optischen Sensoren der Kameras verbaut sind: So wird sichergestellt, dass die Bilddaten gleich bei ihrer Entstehung verschlüsselt werden und auf dem Übertragungsweg nicht mehr gestohlen werden können.

Zwei Projekte, die sich mit der Sicherheit von Kameranetzwerken und dem Schutz vor ungewollter Überwachung beschäftigen, laufen derzeit am Institut für vernetzte und eingebettete Systeme an der AAU.

Wichtiger als technische Lösungen findet Rinner jedoch den verantwortungsvollen Umgang mit Kameras im Alltag: „Müssen wir wirklich jede Minute unseres Lebens unbedingt festhalten?“