Wie haben sich Blickwinkel der Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung in den letzten 20 Jahren verändert?
HANS KARL PETERLINI: Die den Menschen zugewandte Grundhaltung hat sich nicht verändert, sehr wohl aber die Bedingungen in diesen Bereichen - zunehmende Prekarisierung, neues Wohlstandsgefälle, neue Armutsgefahren trotz erweiterter Bildungsmöglichkeiten und ständig erhöhtem Bildungsdruck.

Welchen gesellschaftlichen Beitrag liefern diese Forschungsbereiche heute?
Kritische Auseinandersetzung mit den Lebensbedingungen, in denen sich Bildung vollzieht. Dient Bildung, nach Erich Ribolits, der „Verzweckung“ des Menschen, seiner Ausbeutung als Arbeitskraft? Oder ermöglicht sie auch widerspenstige Selbstentwürfe, Eigensinn?

Wie sieht die Zukunft der Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung aus?
Nicht als Heilsversprechen durch rein leistungsorientierte Bildungsanforderungen, sondern Öffnen von Räumen für Bildung, in denen Menschen zu sich finden können. Dies verlangt einen Blick auf die Menschenwürde, die nicht an Leistungsstandards gemessen wird.