Bunte Blumensträuße setzen in die lieblich dekorierte Stube des „Wirt in Judendorf“ noch zusätzliche Farbakzente. „Ja, einige Gäste haben sich schon verabschiedet“, sagt Inge Kucher und versucht zu lächeln. Doch man merkt, dass ihr die Entscheidung, das Gasthaus zuzusperren, nicht wirklich leicht fällt. „Es ist ja nicht das Haus und der Betrieb – es sind die vielen lieben Menschen“, sagt Kucher, und streicht gedankenversunken über das Tischtuch.
Erst vor knapp einer Woche hat sie, die Seele des Traditionsgasthauses in Judendorf, den Rückzug beschlossen. „Es geht einfach aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr, meine Töchter Christina und Johanna haben andere Pläne und so gibt es keine andere Wahl.“ Wer sie kenne weiß, dass sie keine Diplomatin sei. „Ich kann meine Emotionen eben nicht verbergen.“ Die gebürtige Steirerin war fast 40 Jahre lang mit Herzblut in der Gaststube, 20 Jahre lang betrieb sie zudem die „Ackernkuchl“ – dabei war Gastronomie überhaupt nicht ihr Wunschberuf. „Ich wollte immer Archäologie oder Kunstgeschichte studieren. Dann habe ich aber Hias kennengelernt und bin eben hier gelandet.“