Der Kärntner Werner Kiene ist zum Präsidenten des unabhängigen Kontrollgremiums der Weltbank in Washington berufen worden. Mit Wirkung vom 1. September 2007 hat er die Leitung des Gremiums übernommen, teilte die Weltbank in einer Aussendung mit. Kiene folgt der bisherigen Vorsitzenden Edith Brown Weiss nach, die das Gremium verlässt.

"Ombudsmann". Das Kontrollgremium der Weltbank soll bei Projekten der Finanzorganisation als Beschwerdestelle und Ombudsmann fungieren. Das "Inspection Panel" der Weltbank besteht aus drei Mitgliedern und wurde 1993 geschaffen. Die Weltbank bietet damit Bürgern, Gruppen und Gemeinden ein unabhängiges Verfahren an, mit dem diese die ihnen zustehenden Rechte einfordern oder ihnen angetanen Schaden überprüfen lassen können und daraufhin auch mit Korrekturen rechnen können.

Gebürtiger Villacher. Kiene ist auf einem Bauernhof in Töbring bei Treffen im Bezirk Villach geboren. Nach dem Studium der Bodenkultur in Wien folgten Studien in Michigan in den USA. Der promovierte Agro-Ökonom Kiene war auf internationaler Ebene in zahlreichen Funktionen tätig. Kiene war 1994 der erste Direktor des Evaluierungsbüros des UN-Welternährungsprogramms (WFP). Von 1998 bis 2000 diente er als Länder-Direktor des WFP für Bangladesch sowie als lokaler Koordinator für die Vereinten Nationen. Ab dem Jahr 2000 war Kiene Vertreter des Welternährungsprogramms in Washington.

Weltweit unterwegs. Seine bisherige Tätigkeit beim Weltbank-Kontrollrat führte Kiene unter anderem nach Pakistan, wo Dorfbewohner durch die Überschwemmungen von einem mit Weltbank-Geldern gebauten Kanal schweren Schaden erlitten hatten. Im Kongo (DRC) wurden die Auswirkungen eines Forstpolitikvorhabens auf die Lebensgrundlage der Pygmäenbevölkerung geprüft. Dabei wurde deutlich, wie trotz der Bemühungen der Weltbank diese Bevölkerungsgruppe bisher wenig Chancen hat, ihre angestammten Rechte gegenüber dem Druck von internationalen Tropenholzfirmen durchzusetzen, erläutert Kiene der APA. In Nigeria werden Beschwerden von Dorfgruppen untersucht, die ihre Rechte beim Bau einer Erdgasleitung besser absichern wollen.

Lernprozess. "Verblüffend" sei für ihn bei seiner bisherigen Kontrolltätigkeit, dass es trotz der ausgefeilten Weltbank-"Spielregeln" betreffend Sozial- und Umweltverträglichkeit und trotz des guten Willens vieler Bankexperten immer wieder dazu komme, dass schwache Bevölkerungsschichten auf der Strecke bleiben, resümiert Kiene. Das Panel könne jedoch für die Betroffenen Korrekturen und spürbare Verbesserungen erreichen, der Lernprozess wirke sich auch auf die nächste Generation von Projekten der Weltbank positiv aus.