Hinter den Kulissen brodelte es schon lange. Immer wieder ging in Zusammenhang mit dem finanziellen Problemkind Hochstein als Teil der Lienzer Bergbahnen die Rede von einer außerordentlichen Abschreibung von insgesamt 6,6 Millionen Euro. Am Montag war diese Abwertung Thema in der Aufsichtsratssitzung des Tourismusverbandes Osttirol (TVBO), der Haupteigentümer der Bergbahnen ist. "Einstimmig hat sich der Aufsichtsrat gegen diese außerordentliche Abschreibung ausgesprochen, er hat sie kategorisch abgelehnt", sagte Aufsichtsratsvorsitzender Werner Frömel Dienstagnachmittag in einem Pressegespräch, bei dem auch Verbandsobmann Franz Theurl und Vorstand Andreas Köll anwesend waren.

Es muss heiß hergegangen sein, in den Stunden vor diesem Pressetermin. Theurl saß ziemlich abgekämpft den Medienvertretern gegenüber.  Und er stellte fest: "Es wird zu keiner außerordentlichen Abschreibung in der Bilanz 2015/16 am Hochstein kommen". Diese Entscheidung sei im Aufsichtsrat der Bergbahnen am Dienstagvormittag herbeigeführt worden, obwohl die Abwertung bereits im Bilanzentwurf, den der Bergbahnen-Aufsichtsrat hätte beschließen sollen, eingearbeitet war. Letzlich hätten die Wirtschaftsexperten des Tourismusverbandes klargestellt, dass ein derartiger Schritt nicht statthaft sei.

Konkreter wurde Andreas Köll. Er sagte unumwunden: "Ich kann nicht für die Gremien der Lienzer Bergbahnen sprechen, aber ich kann als Vorstand des Tourismusverbandes für den Bezirk reden. Und ich muss sagen, die Vorgangsweise einzelner Akteure in der Hochstein-Causa war ein Anschlag auf ganz Osttirol." Für ihn sei völlig unerklärlich, wie man plötzlich nach jährlich gleichbleibender Abschreibung die Bewertungspraxis grundlegend ändern könne. "Mir ist unerklärlich, wie man die neue Einseilumlaufbahn am Hochstein, den Osttirodler und noch dazu Grund und Boden auf einem Schlag auf Null setzen wollte". Wäre das durchgegangen, hätte der Tourismusverband als Haupteigentümer der Bergbahnen AG immensen Schaden erlitten: "Wir hätten den Tourismusverband zusperren können".

Köll warf auch ein, dass anscheinden auch der Raiffeisenlandesverband  eine Bilanzauswertung vorgenommen hätte. Darauf wollten Theurl und Frömel aber nicht näher eingehen. Theurl nahm jedenfalls Thomas Diemling, der Aufsichtsratsvorsitzender der Lienzer Bergbahnen ist und als Direktor der Raiffeisengenossenschaft Osttirol eine Achse zum Verband darstellt, in Schutz. Erwähnenswerters Detail ist aber, dass der Osttiroler Landtagsabgeordnete Hermann Kuenz stellvertretender Obmann dieses Verbandes ist.

Wer tatsächlich für die versuchte Abschreibung auf Null verantworlich ist, wollten Theurl und Frömel auch nicht wissen. "Mit der Verhinderung der außerordentlichen Abschreibung ist der Tourismusverband vorerst zufrieden", meinten sie unisono. 

Köll sprach auch hier Tacheles: "Es gibt sehr wohl Gremien, die die Abberufung von Personen fordern. Ich sehe hier aus Sicht des Bezirkes keinen Grund für Beschwichtigungsperformance. Die haben in schließlich in Kauf genommen, dass der Tourismusverband mit ihrer Vorgangsweise erledigt ist".