Der „walische“ Feind saß am Cellon, quasi am Hausberg der Kötschacher. Unbehelligt feuerte er seine Granaten im Juni 1915 Richtung Tal. Dort machten sich pure Angst und Hoffnungslosigkeit breit. Der Mauthner Gendarmeriewachtmeister Simon Steinberger wollte sich damit nicht abfinden. Er blies zum Angriff. Und startete ein Unternehmen, welches als „verwegenster Husarenstreich“ dieses Alpenkrieges in die Geschichtsbücher eingehen sollte.
Am Morgen des 24. Juni 1915 stieg Steinberger gemeinsam mit fünf Assistenzgendarmen in die steile Ostwand des 2226 Meter hohen Cellon (Frischenkofel) ein. Der Gipfel ist von Süden her leicht zu ersteigen, die senkrecht abfallende Ost- und Nordwand galt für die Italiener als unbezwingbar. Folglich verzichteten sie auf Wachtposten. Die Gendarmen wagten das Unmögliche. Auf dem Rücken das Mannlicher-Gewehr, im Tornister Munition, Bekleidung, den Brotsack und die eiserne Ration. Mit Stahlnägeln beschlagene Schuhe boten trügerische Trittsicherheit. Der schwierigen Querung von der Cellon-Alpe zur Ostschlucht folgten etwa 400 Höhenmeter in senkrechtem, äußerst brüchigem, dazu mit Grasbändern durchsetzten Fels. Ein jeder kletterte für sich, wer stürzte, war dem sicheren Tod geweiht.