Allzu viel von den Forderungen der letzten Wochen ist nicht mehr übrig. ÖVP-Chef Christian Benger gab sich am Mittwoch im Livestream der Kleinen Zeitung deutlich zurückhaltender als noch im Wahlkampf. Im Interview mit Chefredakteurin Antonia Gössinger zieht Benger Bilanz über das Sondierungsgespräch mit der SPÖ. Der Umgangston sei „sehr angenehm“ gewesen, es habe ein „gegenseitiges Abtasten“ gegeben.

Sollte die ÖVP zu konkreten Koalitionsverhandlungen eingeladen werden, werde „Christian Benger an der Spitze der ÖVP“ stehen und die Verhandlungen führen. Dazu gebe es einen einstimmigen Beschluss des Landesparteivorstandes. Eine Einladung vonseiten der SPÖ sei aber „keine ausgemachte Sache“. Parteiinterne Kritik am Wahlergebnis und seiner Performance nimmt Benger gelassen zur Kenntnis. „Ich kann mit Kritik leben.“ Er sitze fest im Sattel. „Mit voller Freude“ bleibe er ÖVP-Chef.

Zum hartnäckigen Gerücht, dass Umweltministerin Elisabeth Köstinger Landesrätin werden könnte, meint der ÖVP-Chef: „Da ist nichts Wahres dran.“

Inhaltlich bleibt Benger vorsichtig. „Eine unternehmerfreundliche Haltung der Politik und Verwaltung“ sei ein wichtiges Anliegen der ÖVP in den Verhandlungen. „Wenn wir Wohlstand haben wollen, brauchen wir Arbeitsplätze.“ Generell habe man über „die Wirtschaft und politsche Rahmenbedingungen“ gesprochen.

"Unterscheiden uns in der Geschwindigkeit"

Der Forderung der SPÖ nach genereller elternbeitragsfreier Kinderbetreuung kann Benger durchaus etwas abgewinnen. „Das Thema berührt uns alle. Wesentlich ist der Punkt der Finanzierung.“ Wie die jährliche Finanzierung von 14 Millionen Euro aufgebracht werden soll, werde noch diskutiert. Generell sei man bei Reformen, etwa im Spitalswesen, ähnlicher Meinung. „Aber wir unterscheiden uns in der Geschwindigkeit“, sagt Benger.

SPÖ und ÖVP: Spitäler-Schließungen vom Tisch

Auch das landwirtschaftliche Schulwesen sei Thema bei dem Sondierungsgespräch gewesen. Benger fordert, dass dieses beim Landwirtschaftsreferat angesiedelt bleiben soll. „Denn hier ist die Agrarkompetenz.“ Für die ÖVP sei das ein wichtiges Thema. Aber hier und in anderen Bereichen gelte: „Wir sind in offenen Verhandlungen.“