Die vierte Strophe der Kärntner Landeshymne ist seit langem umstritten. Kritiker reiben sich vor allem an der Zeile "Wo man mit Blut die Grenze schrieb". Und daran, dass die Verfasserin Agnes Millonig ab 1933 illegale Nationalsozialistin war.

Der Rektor der Klagenfurter Uni, Oliver Vitouch, trat in einer Außensicht der Kleinen Zeitung erst am Mittwoch erneut dafür ein, diese vierte Strophe zu ersetzen. In einer neuen Strophe soll Kärnten als Teil eines vereinten, friedlichen Europas besungen werden, wünscht sich Vitouch. Und er sagt explizit: "Ich bin der Meinung, dass wir heute nicht mehr mit Blut Grenzen schreiben." Die neue Strophe, die laut Vitouch "für Offenheit, Toleranz und eine zeitgemäße Identität" stehen soll, soll in einem Wettbewerb gefunden werden, den die Uni Klagenfurt ausruft.

Scharfer Protest

Vitouchs Vorstoß blieb - erwartungsgemäß - nicht unwidersprochen. Kärntens FPÖ-Chef Gernot Darmann verwehrt sich vehement alle Versuche, die Kärntner Landeshymne zu "verstümmeln". Die Landeshymne muss "unter absolutem Schutz stehen. Ihr Text steht in einem Kontext mit unserer stolzen Landesgeschichte, den man nicht nach einer tagespolitischen Laune verändern darf", sagt Darmann. "Wenn selbsternannte linke Vordenker wichtige Dinge überhaupt aus dem Landesgedächtnis streichen wollen, bekommt diese Ignoranz gegenüber der eigenen Geschichte eine neue bedenkliche Dimension", fügt der FPÖ-Obmann hinzu.

Auch der Kärntner Abwehrkämpferbund (KAB) weist jede Änderung der 4. Strophe der Landeshymne "auf das Schärfste" zurück. Kein Staat der Welt würde so mit der eigenen Geschichte umgehen, sagt KAB-Landesobmann Fritz Schretter. "Die 4. Strophe nimmt Bezug auf die historisch völlig unbestrittenen Verdienste des Kärntner Freiheitskampfes (Abwehrkampf und Volksabstimmung), ohne welchen es ein ungeteiltes Kärnten im Verbund mit Österreich heute nicht gäbe."

Ins gleiche Horn stößt Gerhard Köfer, Obmann des Teams Kärnten. "Eine Veränderung der derzeitigen Textierung der Landeshymne ist für das Team Kärnten ein absolutes No-Go. Die Hymne bedeutet Geschichte und Identität und darf ähnlich der Kärntner Landesverfassung kein Objekt für kleinkarierte parteipolitische Spielchen darstellen", sagt Köfer. Was er sich allerdings vorstellen könne, ist, der Hymne eine neue fünfte Strophe anzuhängen: "Diese neue Strophe kann eine Anknüpfung zu einer Weiterentwicklung und Zukunftsorientierung des gesamten Bundeslandes bieten."

Die Idee, die Hymne um eine fünfte Strophe zu ergänzen sieht Landeshauptmann Peter Kaiser durchaus als guten Ansatz. Es gilt, Text und Inhalt immer im richtigen historischen Zusammenhang zu betrachten und als Mahnung für die Zukunft zu verstehen. Kärnten hat sich in den vergangenen 100 Jahren von einem Kriegsgebiet zu einer Friedensregion in einem Dreiländereck im Herzen Europas entwickelt - dieser Gedanke könnte durchaus eine Überlegung für eine 5. Strophe sein.

Zu Vitouchs Vorstoß äußert sich Kaisers Pressesprecher Andreas Schäfermeier sehr diplomatisch: "Grundsätzlich ist es schön, wenn sich Persönlichkeiten Gedanken über Kärnten, seine Geschichte und Traditionen sowie um das Jubiläum der Volksabstimmung machen. Hierbei ist jedoch notwendige Sensibilität geboten."