Ging man zum Tanzen ins Café Lerch, wurde man von einem hoch gewachsenen Mann empfangen und an einen Tisch geführt. Er agierte im Habitus eines soignierten Herrn, (...) er gab einem das Gefühl, man gelte auch im Alter von achtzehn Jahren etwas.“ Die Worte, mit denen Karlheinz Rossbacher, aus dem Gailtal stammender Literaturprofessor, sein Eintreten in das Café Lerch in den 1950er Jahren beschreibt, können wohl noch viele ältere Klagenfurter nachempfinden. Und auch das Unbehagen, das sie dann überkam, wenn sie – vielfach erst in den 1970ern – man von den Gerüchten rund um Ernst Lerch hörten.
Denn Lerch war nicht nur der nette Cafetier aus der Wienergasse. Während der NS-Diktatur war er SS-Sturmbannführer und die rechte Hand von Odilo Globocnik, dem Kopf der „Aktion Reinhardt“. Zwei Millionen Menschen, großteils polnische Juden, aber auch Roma, wurden im Zuge dieser Aktion getötet. Mittendrin: Lerch.