Dass er mittlerweile Übung hat im Preise-Entgegennehmen, verneint David Egger nach einer kurzen Nachdenkpause. Am Dienstag nahm der 29-jährige Physiker in Berlin den mit 1,65 Millionen Euro dotierten Sofja-Kovalevskaja-Preis der Alexander-von-Humboldt-Stiftung entgegen. Fünf Jahre davor erhielt er das DOC-Stipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, zwei Jahre zuvor das Schrödinger Stipendium des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF).

„Es ist ein wichtiger Teil der Grundlagenforschung, Drittmittel für Projekte einzuwerben. Und es ist in der Wissenschaft normal, dass Forschungsvorhaben unterstützt werden“, sagt der gebürtige Grafensteiner. Dass der Kovalesvkaja-Preis in Sachen Drittmittel dennoch hervorsticht und als besonders prestigeträchtig gilt, zeigt aber die hohe Summe, die Egger nun zur Verfügung steht und mit der er eine Arbeitsgruppe aufbauen und ein Forschungsprojekt seiner Wahl durchführen kann. „Das eröffnet tolle Möglichkeiten für interessante Forschung.“

Mit dem Geld wird der Wissenschaftler in den kommenden fünf Jahren am Institut für Theoretische Physik der Universität Regensburg am Mineral Perowskit forschen. Mit diesem Material sollen „neuartige Solarzellen mit unglaublich hoher Effizienz in kurzer Zeit entwickelt werden“, erklärt der 29-Jährige. Er wird ab Februar mit seinem Team die theoretische Forschung dazu machen, Computersimulationen an diesem Material durchführen. Dabei helfen werden ihm nicht nur die Wissenschaftler seines Teams, sondern auch Supercomputer, riesige, ganze Räume füllende Geräte.

Zur Preis-Verleihung am Dienstag reiste auch Eggers Familie an. „Meine Familie und Freunde freuen sich natürlich für mich, dass es so positiv weitergeht. Sie wissen durch mich ja auch, dass es derzeit alles andere als leicht ist, in der Wissenschaft Karriere zu machen beziehungsweise überhaupt Wissenschaftler zu bleiben.“

Zufall

Nach dem Studium an der Technischen Universität Graz und einigen kurzfristigen Auslandsaufenthalten ging Egger 2014 als Postdoc an das Weizmann Institut für Wissenschaften in Rehovot, Israel. Wissenschaftler geworden ist Egger „durch Zufall“. „Ich wollte Dinge verstehen und neue Wege ausprobieren“, sagt Egger, auch dank Doktorvater Egbert Zojer von der TU Graz blieb er dabei. Privat ist er als früherer aktiver Straßenradsportler auch heute noch sportbegeistert und reist gerne: Hongkong, Myanmar, Vietnam, Kolumbien und natürlich Israel waren die Destinationen der letzten Jahre. Nach Grafenstein schafft es der Wissenschaftler derzeit immerhin noch alle zwei bis drei Monate.

William Shepherd, Francesco Neri, Safa Shoai, Staatssekretär Georg Schütte, Mazhar Ali, Michael P. Heller, Faith Osier, David A. Egger, Generalsekretär Enno Aufderheide
William Shepherd, Francesco Neri, Safa Shoai, Staatssekretär Georg Schütte, Mazhar Ali, Michael P. Heller, Faith Osier, David A. Egger, Generalsekretär Enno Aufderheide © Humboldt-Stiftung/David Ausserhofer

Neben Egger wurden am Dienstag auch der US-Chemiker Mazhar Ali, der polnische Quantenphysiker Michal Heller, der italienische Molekularbiologe Francesco Neri, die kenianische Medizinerin Faith Osier, der US-Physiker William Shepherd und die aus dem Iran stammende Physikerin Safa Shoai ausgezeichnet.