Müdigkeit und Betroffenheit waren den Feuerwehrleuten, die in St. Ulrich bei Eitweg im Lavanttal Brandwache hielten, ins Gesicht geschrieben. Stunden zuvor hatten sie am Hof, auf dem mehrere Generationen einer Familie leben und ein Sägewerk sowie eine Landwirtschaft betreiben, gegen die Flammen gekämpft. Es war gegen 23 Uhr, als der 46-jährige Besitzer am Samstag das Feuer in seinem Sägewerk bemerkte und Alarm schlug. "Schon bei der Anfahrt aus sechs Kilometer Entfernung sah man die Flammen", sagt Einsatzleiter Wolfgang Kobold, Gemeindekommandant der Feuerwehren von St. Andrä. Sofort wurden weitere Feuerwehren angefordert. 168 Männer und Frauen von insgesamt elf Feuerwehren - Eitweg, Gemmersdorf, St. Andrä, Maria Rojach, St. Georgen, St. Paul, St. Stefan, St. Michael, Frantschach-St. Gertraud, Reideben - rückten aus.

Die größte Schwierigkeit stellte die Wasserversorgung dar. Mehrere Tankwagen mussten hinzugezogen werden. Zusätzlich stellten die Kameraden eine etwa 500 Meter lange Versorgungsleitung zum Eitweger-Bach her. Dadurch gelang es, ein Übergreifen der Flammen auf angrenzende Gebäude, wie das Wohnhaus, Garagen und die Heizanlage, zu verhindern.

Gefährlich war die Situation nicht nur für die Einsatzkräfte durch immer wieder herab fallende Gebäudeteile. Auch 21 Stiere mussten gerettet werden. Sie befanden sich im Stall, auf dessen Dachstuhl das Feuer bereits übergegriffen hatte. "Wir beschlossen, die Tiere im Stall zu lassen, da wir das Gebäude druckbelüften konnten und die Decke fest ist, bestand für sie keine Gefahr", sagt Kobold. Mehr als eine Stunde lang dauerte es, bis man das Feuer unter Kontrolle gebracht hatte. Bis etwa drei Uhr morgens wurde ununterbrochen gelöscht. Danach hielten die Feuerwehren Eitweg, Maria Rojach und Gemmersdorf noch Brandwache und führten Nachlöscharbeiten durch.

Sägewerk in St. Andrä stand in Vollbrand

Wie es zum Brand kommen konnte, ist den Hausbesitzern ein völliges Rätsel. Sie erlitten einen Schock. Jetzt ist die Kriminalpolizei am Zug. Mehrere Experten, auch vom Bundeskriminalamt in Wien, wurden hinzugezogen. Mit dem Hubschrauber des Innenministeriums wurde der Brandort aus der Luft erkundet. Auch die Höhe des Sachschadens steht noch nicht fest.

Verletzt wurde beim Brand niemand. Auch alle Tiere konnten gerettet werden. Am Sonntag fingen Kinder beim Brand entlaufene Hasen ein. Die Stiere standen in ihrem Gatter, waren aber sichtlich unruhig. Die Familie, die seit Generationen den Hof bewirtschaftet und seit vielen Jahren dort ein Sägewerk betreibt, erholt sich langsam vom Schock. Doch bis wieder Normalität am Hof Einzug hält, dürfte es wohl noch eine Zeit lang dauern.