"Es gibt eine absolute Geschlossenheit hinter mir als Landesparteiobmann", sagte der Kärntner ÖVP-Chef Christian Benger  am Dienstag in einer Pressekonferenz nach dem Parteivorstand am Vormittag. Man habe das Ergebnis im Detail analysiert. Jetzt warte man auf eine Einladung von Peter Kaiser (SPÖ) zu Sondierungsgesprächen. Gabriel Obernosterer, sein Vorgänger als Landesparteichef, soll Benger in diesen Gesprächen unterstützen.

Benger werde Obmann bleiben. Man habe eine "ehrliche, sachliche, konstruktive Diskussion" geführt, sagt Benger. Er betont wiederholt, dass sein Rückzug "kein Thema" gewesen sein. "Wir haben bei der Wahl dazugewonnen. Es schmerzt, dass es nicht mehr war", sagt Landesgeschäftsführer Josef Anichhofer. Auch dass man gestern das siebente Mandat noch verloren habe, sei nicht erfreulich. Jetzt wolle man nach vorne blicken und im Land "gestalten". Obernosterer sieht sich als "Verbindungsmann zwischen Wien und Kärnten".

Hintergrund: Erste Gerüchte über Ablöse

"Ist der Benger schon zurückgetreten?“, rief Sonntagabend eine ORF-Journalistin vor dem Spiegelsaal der Landesregierung fragend in die Runde. Kurz davor war das Landtagswahlergebnis bekanntgeworden. Das bescheidene Plus von knapp einem Prozent stand den viel höheren Erwartungen in den schwarzen Reihen gegenüber. Doch die Parteispitze mit Spitzenkandidat Christian Benger (55), der seit Mitte 2014 Landesrat und Parteiobmann ist, hielt an der mantraartig wiederholten Aussage fest: „Wir haben Stimmen und Mandate steigern können, also unser Wahlziel erreicht.“

Von Teilen in der Kärntner ÖVP wird das ganz anders gesehen. „Wie kann man sagen, dass alles super ist, wenn man knapp 5000 Stimmen gegenüber 2013 verliert? Und das bei diesem gewaltigen Kärnten-Einsatz der VP-Vertreter der Bundesregierung.“ Intern rumore es gewaltig, betont ein Funktionär.

Hoch brisant wird somit die heute früh beginnenden ÖVP-Parteivorstandsitzung. Offiziell geht es um die Formierung eines Teams für die Koalitionsverhandlungen mit der SPÖ und die Analyse des Wahlergebnisses. Das fällt laut endgültigem Resultat mit dem Verlust des einzigen Bundesratsitzes und dem Zugewinn von nur einem Landtagsmandat schlechter aus. Zudem: Blau-Schwarz geht sich in Kärnten nicht aus.

Missglückte Medienauftritte und Interviews

Inoffiziell geht es sehr wohl auch um Benger. Gestern wollte sich kaum jemand aus der Deckung wagen. Was zu sagen ist, wolle man intern deponieren und nicht via Medien. Hinter vorgehaltener Hand heißt es: „Benger macht es einem nicht leicht, Kärntner ÖVP-ler zu sein.“ Dabei wird auf „missglückte Medienauftritte und Interviews sowie falsche Themenbesetzung wie die 140 Millionen Einsparungen im Spitalsbereich“ verwiesen „die zum Elfer für die SPÖ wurde“.

Die Kärntner ÖVP brauche eine Rundum-Erneuerung, ist zu hören. Dass die mit Parteichef Benger nicht möglich ist, steht unausgesprochen im Raum. Man geht davon aus, „dass er das von sich aus erkennt“. Wer aber könnte Benger, der nachfolgen? Der Kreis derer, die Ambitionen haben sollen, wurde kleiner. Martin Gruber, Bürgermeister in Kappel, wäre als Bauernbundvertreter nicht die Klammer zwischen Stadt und Land bzw. in das Bild der neuen Sebastian-Kurz-ÖVP passend.

Herbert Gaggl, Bürgermeister von Moosburg, weist zurück, dass er Ambitionen nach mehr habe. Er wolle Bürgermeister bleiben. Dass er vom ÖVP-Ergebnis enttäuscht ist, sich mehr erwartet hätte und mehr möglich gewesen wäre, gibt er unumwunden zu. Auch dass er keine Freude habe, wenn Benger das Ergebnis als Erfolg wertet. „Wir konnten die positive Gesamtstimmung nicht nützen“, verweist Gaggl auf den Rückenwind der Bundesregierung. Seine Antwort auf die Frage, wie schlecht das Ergebnis ohne Kanzler-Kurz-Effekt ausgefallen wäre. „Alles Kaffeesudlesen. Dann könnte man auch fragen, wie gut wäre die Wahl ausgegangen, wenn nicht Benger Spitzenkandidat gewesen wäre?“ Ob die ÖVP einen neuen Chef braucht? Gaggl will, „dass wir im Parteivorstand offen und ehrlich über alles reden: Über Inhalte, über den Wahlkampf und über Personen.“ Obmannwechsel? „Alles ist möglich, wenn man ehrlich diskutiert.“

Peter Weidinger, ehemaliger Stadtrat in Villach und jetzt Nationalratsabgeordneter, wäre im Stil der neuen Kurz-ÖVP der Passende für Kärnten. Er stehe Gewehr bei Fuß, ist mehrfach zu hören. Auch Christian Poglitsch, Bürgermeister von Finkenstein, wird genannt.

Weidinger kommentiert seine Nennung gegenüber der Kleinen Zeitung: „Es gibt ein paar gute Leute in unseren Reihen. Wir müssen jetzt in den Parteigremien die richtigen Schlüsse ziehen, was für die Zukunft inhaltlich und personell wichtig ist“. Er schließe „nichts aus und nichts ein“.