Noch sitzen die Menschen am Steuer. Aber schon in wenigen Jahren wird auch Sabine Herlitschka die Strecke von Villach nach Klagenfurt in einem selbstfahrenden Auto zurücklegen. Und die Vorstandschefin von Infineon Technologies Austria kann das in einem Fahrzeug tun, in dem sehr viel Technik ihres Unternehmens stecken wird. Der Bereich automatisiertes, autonomes Fahren ist für den Halbleiterhersteller mit Hauptsitz in Villach „ein absoluter Wachstumstreiber“, wie Herlitschka im Livestream der Kleinen Zeitung betonte.

Wenig überraschend – während Halbleiter für ein „normales“ modernes Auto rund 300 US-Dollar (240 Euro) kosten, sind es für ein E-Auto etwa 700 (560 Euro), für ein autonomes Auto um die 900 Dollar (725 Euro), rechnet Moderator Adolf Winkler vor. „Wir stellen in diesem Bereich eine Reihe von Produkten zur Verfügung, wie etwa sämtliche Anwendungen im Sinne der Sensorik. Da wird die Nachfrage weiter stark steigen“, sagt Herlitschka. Erste serienreife Fahrzeuge gibt es bereits. Mikroelektronik sieht sie als „verbindendes Element zwischen digitaler und analoger Welt“. Auch in der Hälfte aller Reisepässe und Ausweise weltweit befinden sich InfineonSicherheitschips.

Mit mehr als 3000 Mitarbeitern in Villach ist Infineon der größte privatwirtschaftliche Arbeitgeber im Land. Derzeit gibt es auch wieder knapp 200 offene Stellen. Welche Bedeutung das Unternehmen für den Standort hat, zeigt sich auch an einer anderen Kennzahl.

Forschung und Innovation

Die Forschungsquote konnte zuletzt in Kärnten auf 3,15 Prozent gesteigert werden. Ohne Infineon würde diese Quote stagnieren. Von den über 600 Millionen Euro, die in Kärnten für den Bereich Forschung ausgegeben werden, geht mehr als die Hälfte auf das Konto von Infineon. „Das Bewusstsein für Forschung und Innovation ist gegeben“, konstatiert Herlitschka. Sie verweist auf Projekte wie das CTR (Carinthian Tech Research) in Villach, Silicon Alps (Cluster der Elektronik- und Mikroelektronikbranche in Kärnten und der Steiermark) oder Silicon Austria (Forschungsdreieck Graz, Linz, Villach).

In all diesen Themenfeldern ist auch die Kärntner Landespolitik gefordert. Welche drei Schwerpunkte würde Sabine Herlitschka als Landeshauptfrau setzen?

1. Innovation und Forschung

Der nötige Schuldenabbau wird Kärnten noch jahrzehntelang begleiten. Trotzdem gehe es auch darum, „zukunftsorientierte Schritte“ für eine positive Entwicklung im Land zu setzen, sagt die Infineon-Chefin. „Sowohl Industrie als auch Bildungsinstitutionen weisen darauf hin, dass sich in dieser Region Zukunftschancen gestalten lassen.“ Gerade einmal 20 Millionen Euro an Landesmitteln werden derzeit für Forschung eingesetzt, hier sollten deutliche Akzente gesetzt werden. Die Digitalisierung führe zu einer „Demokratisierung der Information“.

Davon könnten vor allem Randregionen profitieren. „Digitalisierung ist kein Instrument, das nur Technologiefreaks vorantreiben. Das kann uns allen helfen.“ Manche Bereiche, wie etwa die Elektromobilität, sind in Kärnten bereits gut verankert.

2. Ein Leitbild für Kärnten

„Kärnten braucht ein attraktives, zukunftsorientiertes Leitbild mit einem klaren Profil“, fordert Herlitschka. Der Tourismus sei wichtig für das Land, es gelte aber auch, andere Branchen zu stärken. „Wir dürfen nicht vergessen, dass Industrie und begleitende Services 54 Prozent der Bruttowertschöpfung des Landes ausmachen.“ Jetzt müsse man die Region im Ausland entsprechend bewerben, um so Ansiedelungen voranzutreiben. „Und auch von außen die besten Köpfe nach Kärnten zu holen.“

3. Zukunftsthema Bildung

„Gerade im Zeitalter der Digitalisierung ist Bildung für unsere Gesellschaft eminent wichtig und wird immer mehr zum Zukunftsthema“, betont die Infineon-Chefin, die das aber nicht nur als technologische Frage verstanden wissen will. „Das Tablet in der Schulklasse allein wird nicht die Lösung sein.“ Es gehe darum, mit zeitgemäßen Methoden früh Begeisterung zu wecken und Interessen zu stärken. „Jedes Kind ist ja ein geborener Naturwissenschafter und stellt Fragen wie: ‘Warum ist der Himmel blau? Warum regnet es?’“

Infineon setzt hier schon mit einem eigenen Kindergarten an und kooperiert auch mit HTL, Fachhochschule, Universität. So wurde zuletzt etwa eine gemeinsame Stiftungsprofessur ins Leben gerufen. „Es geht nur noch um Know-how und die schlausten Köpfe. Der Wettbewerb der billigsten Hände wird aufgebrochen.“ Und letztlich entstehen so auch neue Berufsfelder wie „Robotertrainer“.

Hier der Livestream zum Nachschauen: