Der Nachtzug EN 295 von München nach Rom hat in Villach fahrplanmäßig 36 Minuten Aufenthalt. In der Nacht auf Montag führten österreichische und italienische Polizisten gemeinsam eine Schengen-Ausgleichskontrolle durch.

„Die vier Beamten haben wie immer sehr genau nachgeschaut“, sagt Mario Nemetz, Pressesprecher der Kärntner Polizei. Und dem Quartett gelang ein fetter Fang. Den Polizisten ging ein mutmaßlicher Mörder ins Netz – auch wenn sie das zunächst nicht wussten.

„Bei der Kontrolle der Zuggarnituren wurde ein 29-jähriger pakistanischer Staatsbürger entdeckt. Er lag unter einer Zugbank“, sagt Nemetz. Kurioses Detail: Auf der Bank saßen Zuggäste, die vom blinden Passagier darunter gar nichts mitbekommen hatten!

Die Beamten nahmen den Pakistani zunächst nur mit auf die Polizeiinspektion am Bahnhof, weil er keine gültigen Aufenthaltsdokumente bei sich führte. Und weil es in Österreich nicht Brauch ist, unter einer Zugbank zu reisen.

Europäischer Haftbefehl

Bei einer genaueren Überprüfung stellte sich heraus, dass gegen den Mann ein europäischer Haftbefehl des Amtsgerichts Dresden vorliegt. Laut der deutschen „Bild“-Zeitung wird dem 29-jährigen Pakistani vorgeworfen, seine 41-jährige Lebensgefährtin am vergangenen Freitag umgebracht zu haben. Angeblich wollte die Frau gegen den Willen ihres Freundes ihr vietnamesisches Bistro aus Gesundheitsgründen aufgeben. Deshalb habe es zwischen den beiden Streit gegeben, berichtet das Blatt. Der Verdächtige, der laut „Bild“ im Jahr 2015 als Flüchtling nach Deutschland gekommen sein soll, wollte sich nach der Bluttat offenbar nach Italien absetzen. Bis er vor der Grenze gestoppt wurde.

Jetzt sitzt der Mann in der Justizanstalt Klagenfurt. „Es wird Auslieferungshaft beantragt“, bestätigt Tina Frimmel-Hesse, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Kärnten. Danach ist der Haftrichter am Zug. Im Rahmen einer Auslieferungsverhandlung wird der Pakistani erstmals in Kärnten einvernommen. Wie lange der Verdächtige in Kärnten bleibt, ist unklar.

Im Rahmen der Verhandlung wird er auch gefragt, ob er einer vereinfachten Auslieferung zustimmt. „Lehnt er das ab, kann die Auslieferung länger dauern“, sagt Frimmel-Hesse. Aber verhindern könne er seine Rückkehr nach Deutschland nicht.