War Romed Karré das Weiterarbeiten in den Stadtwerken Klagenfurt unzumutbar, wie er behauptet? Und hat der 58-Jährige nach seinem freiwilligen Rücktritt als Stadtwerke-Vorstandsdirektor im Mai 2016 Anspruch auf Auszahlung seines bis 2019 laufenden Vertrages?
Das sind entscheidende Fragen im Prozess, den Karré gegen die Stadtwerke angestrengt hat. Die wollen die von Karré geforderten 500.000 Euro nicht zahlen. „Es versteht keiner, dass jemand, der freiwillig geht, bezahlt wird“, sagte Stadtwerke-Aufsichtsratschef Walter Groier als Zeuge.

Das Gericht muss entscheiden, weil die Fronten zwischen den Streitparteien verhärtet sind. Vergleichsgespräche, wie von der souverän agierenden Richterin Christine Kieber-Trattner angeregt, sind nicht zustande gekommen. „Das verstehe ich nicht ganz“, sagte sie. Vergebens. Also wird verhandelt, länger als ein Jahr. 28 Zeugen sollen befragt werden. Gestern war neben Groier der Kläger, also Karré, dran. Der Ex-Stadtwerke-Vorstand schilderte wortreich seine Sicht der Dinge: Sein Vertrag als Vorstand – „produziert“ im Jahr 2005 von Karrés Frau, die Assistentin für Handelsrecht an der Uni Innsbruck war – über Änderungen von Geschäftsordnungen und Satzungen, angebliche Intrigen von Politikern, neue Vorstände bis zum gescheiterten Gasdampfkraftwerk und dem nun gebauten Biomassewerk. Eine mehr als dreistündige Zeitreise durch elf Jahre Karré als Stadtwerke-Vorstand: „Ich bin ein Tiroler, ich kann 48 Stunden am Stück reden.“

Geredet hat Karré auch über das Berater-Honorar, das FPÖ-Klubobmann und Anwalt Christian Leyroutz 2012 und 2013 von den Stadtwerken erhalten hat – insgesamt 130.000 Euro. Karré war damals Stadtwerke-Vorstandsdirektor und hat das Geld für Leyroutz, er war Stadtwerke-Aufsichtsratschef, freigegeben. Absolut zu Recht, wie Karré gestern sagte, und gab „tierische“ Einblicke ins Unternehmen Stadtwerke.
Die sahen 2012 die Chance, vom Energiekonzern Verbund die Anteile an der Energie Klagenfurt (EKG) zurückzukaufen. Die EKG gehörte den Stadtwerken (51 Prozent) und dem Verbund (49 Prozent). Dafür haben Karré und Leyroutz „unter höchster Geheimhaltung“ das „Projekt Adler ausgeheckt“. Er, Karré, habe mit Leyroutz „einen Vertrag mündlicher Art“ geschlossen. Sollte es den STW gelingen, die Anteile zu kaufen und der Aufsichtsrat zustimmen, bekäme Leyroutz ein „Erfolgshonorar“. Es gelang.

Auch weil „Leyroutz viel höherwertige Leistungen als ein Anwalt erbracht“ habe, so Karré. Leyroutz habe sich um Verträge und Ausschreibungen gekümmert, die andere Anwälte verfassten, er habe ein Gutachten beauftragt, das klären sollte, ob der Gemeinderat über den Kauf abstimmen muss. Zudem habe Leyroutz versucht, Informationen von Verantwortlichen bei Verbund, Land und Kelag zu bekommen.
Mittlerweile beschäftigt diese „viel höherwertige Leistung“ die Staatsanwaltschaft. Gegen Karré und Leyroutz wird wegen Untreueverdacht ermittelt.

Der „Adler“ hat das „Krokodil“ besiegt. Unter dem Projektnamen wurde 2012 ein Verkauf der EKG-Anteile an die Kelag verhandelt. Auch von Karré.