Das Leben in einer Wohnung war für den Villacher Dietmar Wassermann eher mit Problemen verbunden. Wassermann ist nämlich Musiker, Komponist und Tontechniker und seine Arbeit mit einem gewissen „Lärmpegel“ verbunden, der schnell auf nachbarliche Toleranzgrenzen stößt. „Auf Dauer konnte ich so einfach nicht kreativ sein“, sagt er. Logische Konsequenz: Ein Eigenheim musste her.

Der Hausherr in seinem neuen Tonstudio
Der Hausherr in seinem neuen Tonstudio © (c) Kleine Zeitung Helmuth Weichselb (Weichselbraun Helmuth Weixxx Helmuth Weichselbraun / Kleine Z)

2006 kaufte er mit seiner Frau Beatrix einen Grund am Stadtrand von Villach. Ein Haus mit 120 Quadratmeter Wohnfläche und einem Tonstudio im Keller wurde errichtet. Das war aber nur der erste Schritt, denn richtig zufrieden war man mit dieser Lösung noch nicht. „Ich habe von einem Tonstudio mit Tageslicht geträumt und wollte nicht immer nur im Untergrund arbeiten“, erzählt er. „Grund war genug vorhanden, jetzt fehlte nur noch jemand, der unsere Vision einer baulichen Erweiterung entsprechend umsetzen konnte.“

Diesen Partner fand man in Gerhard Kopeinig, Architekt aus Velden. In einem gemeinschaftlichen Prozess, der rund ein halbes Jahr dauerte, wurden zuerst die fundamentalen Fragen diskutiert: „Was brauche ich wirklich?“, „Wie lebe ich?“ und vor allem: „Was ist leistbar?“

Ausschlaggebend für den Architekten waren aber nicht nur die Wünsche der Bauherren, sondern auch der Ort. „Auf den muss man natürlich Rücksicht nehmen, verstehen, was er in Bezug auf seine Umgebung vorgibt“, sagt Kopeinig. Knackpunkt war unter anderem eine lange, eher unansehnliche Mauer, die das Grundstück zu zwei Wohnblöcken hin abgrenzt. „Dieser Platz war für uns immer negativ besetzt“, sagt Beatrix Wassermann, die eine Ausbildung zur Kräuterfachfrau absolviert hat. Im Zuge der Hauserweiterung entstand entlang dieser Mauer ein schöner Kräutergarten mit einem Gartenhaus und einer Sommerküche, in der sie ihre Kräuter trocknen und zu Tinkturen verarbeiten kann. „Dadurch ist es uns gelungen, diesen Platz positiv zu gestalten.“

Optisch sind 200 Quadratmeter hinzugekommen

Besonders gelungen ist auch die Angliederung eines Wohnzimmers mit Holzofen und einer Glasfassade, die den Blick in den Innenhof und auf die Gerlitzen freigibt. „Das neue Wohnzimmer ist 40 Quadratmeter groß, rein optisch hat man durch die Öffnung hin zum Innenhof aber 200 Quadratmeter dazugewonnen“, sagt Kopeinig.

Um den Arbeitsbereich Tonstudio vom Alltagsbereich abzugrenzen, wurde ein ebenfalls mit Glas gestalteter Gang angelegt, der die beiden Bereiche unauffällig miteinander verbindet. „Ich kann mit Hausschlapfen zu meiner Arbeitsstätte gehen, was für mich ein absoluter Luxus ist“, schwärmt Wassermann.
Beim Planen auch einen Blick in die Zukunft zu werfen, dieser Anspruch wurde mit dem Bau des Tonstudios, das laut Kopeinig wie ein Schmuckstück angefügt wurde, perfekt umgesetzt. Ein ebenerdiger Zugang garantiert das problemlose Ab- und Aufladen auch größerer Instrumente, da man bis zur Studiotür vorfahren kann. „Hier hatte der Architekt den Weitblick“, sagt Wassermann.

Den richtigen Ton getroffen

Die Ausstattung des Tonstudios selbst ist ein Kapitel für sich. Der Aufnahmeraum hat eine Größe von 40 Quadratmetern und bietet genügend Platz für größere Musikprojekte. Der Regieraum ist mit 35 Quadratmetern ebenfalls großzügig angelegt. „Man braucht ja beim Arbeiten auch Luft zum Atmen“, sagt Wassermann. Die Bauform des Studios ergab sich aus den raumakustischen Anforderungen. Das Dach steigt schräg vom Regie- über den Aufnahmeraum hin an, parallele Wände wurden vermieden, wodurch sich eine optimale Raumakustik ergibt. „Rein äußerlich ist es eine zeitgemäße Interpretation eines Satteldaches“, sagt Kopeinig.
Auch im innerfamiliären Leben spielt das Tonstudio eine gewichtige Rolle. Denn nicht nur Beatrix ist Musikerin, spielt Querflöte und Hackbrett, sondern auch die zwölfjährige Tochter ist musikalisch begeistert und verbringt jede freie Minute mit dem Üben im Studio. „Hier findet also Leben statt“, sind sich alle einig.