Seit gut 15 Jahren beschäftigt sich der gelernte Betriebswirt Georg Gasteiger mit dem Zusammenhang zwischen Raum und Innovation, neuen Arbeitswelten und dem Charme alter Bausubstanz auf dem Lande. Als er 2004 mit der Machbarkeitsstudie für die Neunutzung eines Klostertrakts im Waldviertel für Urlaub und Arbeit beauftragt wurde und sich das Kloster letztlich doch gegen das Projekt entschied, fiel Gasteiger ein, „dass es da noch das alte Bauernhof-Ensemble meiner Familie in Tirol gab, das zufälligerweise mit drei Häusern fröhlich vor sich hin moderte.“

Gastgeber auf dem Mesnerhof: Georg Gasteiger
Gastgeber auf dem Mesnerhof: Georg Gasteiger © (c) © Harald Eisenberger

Gasteigers Idee, den rund 400 Jahre alten Mesnerhof in Steinberg am Rofan – rund 10 Kilometer von jeglichem Massentourismus entfernt – umzubauen, um hier Ferienzimmer zu vermieten, stieß gelinde gesagt auf Verwunderung. „Mein Vater meinte: ,Bua, du hosch dir den Hausverstond wegstudiert, reiß doch die Hittn weg‘“, erzählt Gasteiger. 2009 hatte er seine Familie dennoch überzeugt, dass der Hof bei ihm und seiner Frau Barbara Anselm in guten Händen war.

Mit dem Innsbrucker Architekten Martin Scharfetter holte man sich einen Profi ins Haus, der für das gesamte Areal mit 1000 Quadratmeter Nutzfläche eine Grobplanung vorlegte, bei der das Geld zunächst keine Rolle spielte. „Danach wussten wir, dass wir klein anfangen müssen, und haben uns einen Baumeister gesucht, der im Dialog mit dem Architekten an die Umsetzung einer leistbaren Variante dieses Plans ging.“

Der erste Streich

Nach insgesamt mehr als fünf Jahren Planungsarbeit wurde 2013 in nur vier Monaten das alte Bauernhaus des Mesnerhofs zum „Retro-Chalet“ für kleine Gruppen bis zu 10 Personen umgebaut. Die Ästhetik des gemeinschaftlichen Bauernhauses mit Stube und „Rauchkuchl“ blieb dabei erhalten. „Wir haben unseren Tischler mit viel Überredungskunst dazu gebracht, die alte Haustüre und Balkontüre im Bad einzusetzen, zwei moderne Philippe-Starck-Waschschüsseln wurden auf eine hundert Jahre alte Anrichte montiert und der uralte Holzherd wurde mit neuen Schamotten ausgelegt“, schildert der Bauherr seinen Ehrgeiz, modernen Wohnkomfort mit der ästhetischen Anmutung von anno dazumal zu verbinden.

Innen sieht es nach dem Umbau aus, als wäre die Zeit stehen geblieben...
Innen sieht es nach dem Umbau aus, als wäre die Zeit stehen geblieben... © (c) © Harald Eisenberger

Nach erfolgreichem Abschluss der ersten Bauphase steht am Mesnerhof nun die zweite bevor: Dabei soll der Heustadl zu einem Camp für 25 Personen umgebaut werden. Das Projekt ist das Konzentrat von 13 Entwürfen eines Lehrgangs der Designuni St. Pölten zum Thema „Matratzenlager des 21. Jahrhunderts“ und der Planung des Holz- und Lehmbauspezialisten Andi Breuss.
Neben 12 Rückzugsräumen für die Gäste unter dem Dach ist im sechs Meter hohen Tennenteil der „Co-Working Space“ für alle geplant. Ein Umbaubudget von 470.000 Euro ist schon einmal gesichert. „Wer schon einmal gebaut hat, weiß aber, dass man mit diesem Betrag nur eine Basisversion verwirklichen kann“, sagt Gasteiger, dem etwa zur Finanzierung großzügiger Glasflächen noch rund 25.000 Euro fehlen, die möglichst von der „Crowd“ finanziert werden sollten. Die Crowdfunding-Kampagne (auf Startnext) läuft noch bis 23. Mai. „50 Prozent des Betrages haben wir schon.“

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