Evelyn Poms hat durchaus Vorstellungskraft, aber dass ein kleiner Zubau eine derartig große Wirkung haben könnte, eine, die tagtäglich eine Riesenfreude ist, das überstieg doch alle ihre Erwartungen. „Mein Lebenstraum hat sich erfüllt“, gibt sie strahlend zu Protokoll.

Aus drei kleinen Räumen wurde (mit dem Zubau) ein rund 45 Quadratmeter großer, offener Wohn- und Essbereich
Aus drei kleinen Räumen wurde (mit dem Zubau) ein rund 45 Quadratmeter großer, offener Wohn- und Essbereich © (c) Oliver Wolf Foto GmbH

Vor einem Jahr noch war ihr Haus einfach nur ein kleines, „liebenswertes Knusperhäuschen“ auf einem gut gelegenen Grundstück in Graz-St. Peter. Mit seinem Alter von knapp 80 Jahren stand das Gebäude zwar noch immer sehr gepflegt in der Landschaft, war aber einfach nicht mehr auf der Höhe der Zeit. In eine neue Heizung, moderne Fenster, Carport und Gartengestaltung hatte die Bauherrin bereits investiert, als vor drei Jahren der Wunsch nach mehr Licht im Haus und einer stärkeren Öffnung zum Garten hin übermächtig wurde. „Mein Ziel war es, im Erdgeschoß statt der drei kleinen Räume einen großen Wohn-Ess-Bereich zu realisieren, zusätzlich zu einer Küche mit einem verbreiterten Zugang“, erzählt sie von der Ausgangslage.
Weil das alles im Erdgeschoß ohnehin schon eine Großbaustelle bedeutete, bot sich an, auch gleich den alten Eingangsbereich mit gläsernem Windfang energietechnisch effizienter zu gestalten.

Poms hatte allerdings nur ein unklares Bild von ihrem Traumhaus vor Augen, als sie einen ersten Planer mit einem Entwurf für das Projekt beauftragte – und mit dem Resultat nicht zufrieden war. Die scheinbar verlorene Zeit entpuppte sich als Glücksfall, weil mittlerweile der Sohn eines Freundes, des Malers Engelbert Rieger, mitten in seinem Architekturstudium war. „Und wenn der junge Mann nur halb so kreativ ist wie sein Vater, dann ist er sicher der richtige Planer für mich“, erklärt Poms, warum sie in Sachen Umbau auf Martin Rieger vertraute. „Er konnte einfach gut zuhören und hat seinen Plan dann auch noch perfekt anmein Budget angepasst.“

© MARTIN RIEDER



Als Resultat vergrößerte sich das Haus in Summe um lediglich 15 Quadratmeter, wurde im Erdgeschoß aber ganz zum Gartenhaus, das sich nach Südwesten hin mit seinem etwas schrägen Zubau – „absolut symmetrische Formen sind mir zu korrekt“, sagt die Hausherrin – ins Grüne hinein öffnet. „Ich liebe natürliche Strukturen und mag alles, was nicht ganz gerade ist“, setzt Poms noch einmal nach.

Grundriss Erdgeschoß
Grundriss Erdgeschoß © RIEGER

Holz war ebenfalls eine Vorgabe, die von der Bauherrin kam. Der Zubau erhielt folgerichtig eine Fassade aus unbehandeltem Lärchenholz. Er dockt gewissermaßen als Pfahlbau an den Altbestand an, was dafür sorgt, dass der Keller mit den alten Fenstern unter dem Zubau nach wie vor gut belichtet ist. Mit dem direkten Zugang vom Wohnzimmer in den Garten ging ein weiterer Lebenstraum der Bauherrin in Erfüllung.

Der ebenfalls neu gestaltete Eingangsbereich ist das perfekte Pendant zum Neubau auf der gegenüberliegenden Seite. Was früher nur ein Windfang war, ist heute Teil des Vorzimmers und bildet ein Entree, das mit seiner großflächigen Verglasung ebenfalls für ein Bild von einem Garten sorgt. Nuancen von Grün begleiten einen durch das ganze Haus. Farbenfroh gestrichene Wände im Koch- und Essbereich bringen zusätzlich Abwechslung ins Haus. Der Boden aus astreichem Eichenholz fügt sich harmonisch ins Bild.

Zur Küche hin wurde der neue Wohnraum zwar nicht zurGänze aufgemacht, aber weit genug, um den allgemeinen Eindruck von Großzügigkeit zu verstärken.
Fazit: „Seit 23. Juni schlafe ist unglaublich gut“, sagt Poms in Erinnerung an den ersten Tag des Umbaus, der (samt neuem Dach) fünf Monate später abgeschlossen war. „Ich habe das alles keinen einzigen Tag bereut“, sagt sie mit einem seligen Blick in den Garten und man versteht, was sie meint – schließlich gibt’s da draußen auch noch einen Schwimmteich.