Ein typisches Mehrparteien-Wohnhaus aus den 1950ern im Grazer Norden. Von außen betrachtet hält sich der Charme des Gebäudes in Grenzen. Im dritten Stock in der Drei-Zimmer-Wohnung von Beatrix und Christian Somweber geht allerdings die Sonne auf, im wahrsten Sinne des Wortes. Lichtdurchfluteter Wohnraum, dazu noch der Blick ins Grüne und perfekte Infrastruktur, das waren vor mittlerweile sieben Jahren auch die Argumente für die Familie, sich hier häuslich niederzulassen. Erst als Mieter, und dann, weil sich die Vorbesitzer plötzlich zum Verkauf entschlossen, als Eigentümer. Wie sich das Ehepaar mit seinen zwei mittlerweile erwachsenen Kindern die Wohnung dabei angeeignet hat, war ein sehr individueller Transformationsprozess, bei dem die Möbel viel von der Geschichte ihrer Be-Sitzer erzählen. Hier wird mit Design-Objekten der besonderen Art gelebt. Konkret geht es dabei um Sessel zwischen Kunst und Gebrauchsgegenstand oder, besser gesagt, um Kunst als Gebrauchsgegenstand.

Und das kam so: Als Grafikerin und Illustratorin hatte die Hausherrin schon immer einen Blick für Formen, Farben und Proportionen – und es mangelte ihr nicht an Fantasie, sich Dinge, deren Zeit abgelaufen schien, in neuem Glanz vorzustellen. Auf Dachböden und Flohmärkten fand Somweber schon immer mehr ihrer „Lieblingsmöbel“ als in modernen Möbelhäusern.

Als die Illustratorin vor mittlerweile sieben Jahren eine eigene Acrylschichttechnik für ihre Collagen zu entwickeln begann, beschloss sie, mit dieser Methode einfach alte Möbel aufzupolieren. Ein ausrangierter Sessel, von dem die weiße Farbe bereits abblätterte, bekam dabei ein neues Gewand aus Seiten aus einem Picasso-Kunstband, „der ohnehin schon auseinanderflog“. Somwebers Schwester sah diesen Sessel und wollte auch so einen haben. „Danach ergab sich durch Mundpropaganda eine Bestellung nach der anderen“, erzählt die Hausherrin von der Geburtsstunde ihrer Möbel, die durch eine spezielle Versiegelung tatsächlich hart im Nehmen sind.
Somweber geht es dabei um mehr als Kosmetik und Dekoration, es geht um die Gratwanderung zwischen Kunst und Design. „Und es geht um die Illustration von Geschichten“, sagt sie und verweist auf Themen wie „Heimat“ oder „Auf der Alm, da gibt’s ka Sünd“, die sie mit Sarkasmus und Ironie auf den Kopf und auf neue (Möbel-)Beine stellt. Wohnen, das ist im Hause Somweber somit eine spannende Geschichte, die noch lange nicht fertigerzählt ist. Fortsetzung folgt.