Siegfried Schönbauer war sein halbes Berufsleben in der niederösterreichischen Abfallwirtschaft tätig. Die Begeisterung für natürliche Baustoffe ergibt sich da wohl ganz von selbst. Außerdem war es ihm ein Dorn im Auge, dass in Österreich rund ein Drittel der verbrauchten Energie der Raumheizung zuzurechnen ist. Als er 2013 konkret an den Bau eines eigenen Hauses dachte, standen die Prioritäten also fest: „Ein Passivhaus sollte es sein und aus Stroh“, gibt er zu Protokoll und erklärt: „Ich habe mich seit mehr als zehn Jahren mit diesem Baumaterial beschäftigt, lasttragende Strohhäuser in Deutschland und der Schweiz besichtigt und weiß deshalb, dass Stroh unschlagbar ist, was die Nachhaltigkeit angeht.“ Anders gesagt: „Das Material dämmt ausgezeichnet, ist extrem günstig, sorgt in Verbindung mit einem Lehmputz für ein wunderbares Wohnklima, ist nachwachsend, lokal verfügbar und benötigt zu seiner Herstellung einen minimalen Primärenergieeinsatz.“

Der erste Weg führte den Bauherrn in spe zu einem Baumeister in Tulln, der zwar keine Erfahrungen mit dem gewünschten Baumaterial hatte, „von dem ich aber wusste, dass er Neuem gegenüber immer aufgeschlossen ist“, sagt Schönbauer. „Gemeinsam haben wir dann im Internet recherchiert und sind auf die burgenländische Firma ,Unser Strohhaus‘ von Michael Gromer gestoßen.“ Nach ein paar Treffen zwischen Bauherrn und Bauunternehmer war klar, dass Schönbauers Traumhaus machbar ist – „und zwar als Generalunternehmer-Auftrag mit Fixpreis und fixem Fertigstellungstermin.“

Raumkonzept und äußeres Erscheinungsbild standen dabei von Anfang an fest. „Meine Partnerin Renate und ich wollten einen einfachen, rund 100 Quadratmeter großen Bungalow ohne Keller, mit Satteldach“, sagt der Bauherr. Die Raffinesse steckt im Detail: Die 82 Zentimeter dicken Strohballen (aus dem Waldviertel) tragen das Haus und sorgen gleichzeitig für Dämmwerte, die locker dem Passivhausstandard entsprechen. Der geringe Heizwärmebedarf wird mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe abgedeckt, die auch für Warmwasser und bei Bedarf für Kühlung sorgt. Eine 4 kWp Fotovoltaik-Anlage erzeugt den notwendigen Strom, der über Speicherbatterien auch bei Schlechtwetter für ein energieautarkes Leben sorgt. Und die Kosten waren dabei überschaubar: „Mit herkömmlichen Baumaterialien bekommen Sie ein Haus in dieser Qualität belagsfertig mit Heizung, Lüftung und Kühlung sonst nie um 2450 Euro pro Quadratmeter“, ist Schönbauer überzeugt.