Was haben die Blaukönigin, der Braune Fridolin und der Rote Augsburger gemeinsam? Alle drei gehören zu den bedrohten Nutzpflanzen. Die Aubergine, der Winterrettich und der Paprika stehen auf der Liste der 550 seltenen Gemüse und Getreide aus dem Samenarchiv in Schiltern in Niederösterreich, die 2015 wieder zum Erblühen gebracht werden müssen. Nur mit der regelmäßigen Erneuerung des raren Saatgutes kann sein Fortbestand gesichert werden.

Die Rettung der Weizer Gurke


Die Lage ist äußerst ernst, denn in den letzten 100 Jahren sind Dreiviertel unserer einst so vielfältigen Nutzpflanzen für immer verschwunden. "Wir müssen gegen diese bedrohliche Entwicklung mit ganzer Kraft ankämpfen, das funktioniert nur durch ehrenamtliche Mithilfe engagierter Menschen im ganzen Land", betonen die Vereinsmitglieder. Hobbygärtner, die aufwendige Handarbeit nicht scheuen, sind also gefragt (siehe Faktenbox rechts).  So muss die ob ihres hervorragenden Geschmacks einst so geschätzte Weizer Gurke, deren Herkunft man bis ins Jahr 1940 zurückverfolgen kann, heuer vermehrt werden, damit sie nicht verloren geht. Das Gleiche gilt für die kuriose Zwiebel, die mehrjährig und winterhart ist. Sie bildet am Triebende keine Blüten, sondern ein Nest an Brutzwiebeln, die weitertreiben und wiederum Brutzwiebeln hervorbringen. So wachsen zwei bis drei "Etagen" luftig in die Höhe.


Beim Buchweizen Kärntner Haiden aus Ruden tappt man überhaupt ein wenig im Dunkeln. Die genaue Sorte der traditionellen Sterzpflanze mit den rosa Blüten ist unbekannt. Der Buchweizen hat übrigens mehr Funktionen und ist auch für Gartler interessant, denn er ist eine ideale Bienenweide und eignet sich vortrefflich zur Gründüngung. Das Blattgemüse Gelbe Mondseer Melde soll mindestens 80 Jahre im Anbau gewesen sein und aus dem Raum Mondsee stammen. "Der genaue Ursprung ließ sich aber nicht mehr eruieren", ist im Samenarchiv der Arche Noah vermerkt.

Winterrettich flog aus der Liste


Mit dem mittellangen braunschaligen Winterrettich Fridolin wurde gar kurzer Prozess gemacht, er flog 2003 aus der EU-Sortenliste. Zum Glück wird er im Herzen der Arche Noah, dem Samenarchiv bewahrt, wo mehr als 6000 gefährdete Kulturpflanzen lagern. Die Aubergine Benarys Blaukönigin wiederum, eine robuste Freilandsorte, verschwand um 1980 einfach aus dem Handel. Der Einsatz lohnt sich, garantiert er doch Mehrfachnutzen: "Mit jeder Aussaat gewinnen wir auch wertvolle Anbau- und Nutzungsinformationen, die wir wie das Saatgut für eine lebendige Vielfalt gerne weitergeben", heißt es in der Arche Noah.