So sieht heute ein Schnäppchen aus: 56 Quadratmeter Wohnfläche im Bezirk Geidorf um 163.500 Euro. "Alles, was einen Quadratmeterpreis von 3000 Euro hat, ist für einen Neubau in Zentrumslage ein Schnäppchen", sagt Nikolaus Lallitsch, Geschäftsführer von Raiffeisen Immobilien. Vor vier oder fünf Jahren galten in Graz 3500 Euro für den Quadratmeter als absolute Obergrenze, selbst für Penthouse-Wohnungen. Heute ist das ein Durchschnittswert. Und für ein Penthouse zahlt man bereits zwischen 5500 und 14.000 Euro pro Quadratmeter.

"Die Preise sind wirklich stark gestiegen", bestätigt Ekkehard Koch, Geschäftsführer der s-Real-Steiermark. "Die Nachfrage ist größer als das Angebot, das treibt die Preise." Durch die Wirtschaftskrise und die Unsicherheiten in der Eurozone legen Leute ihr Geld lieber in Immobilien an. "Vor allem die Vorsorgewohnungen sind extrem gefragt. Hier gibt es Preissteigerungen von bis zu zehn Prozent innerhalb des vergangenen Jahres", so Lallitsch. Dass die Rendite damit schrumpft, nehmen die Leute in Kauf.

In Deutschland ist die Entwicklung noch extremer. Dort macht schon das Wort "Immobilienblase" die Runde. Überhitzt auch der Grazer Immobilienmarkt? Nein, sagen die Experten. Koch: "Die Preise sind hoch, aber nicht überhöht."

Verkauf auf den Kopf gestellt

Wobei: Manche Bauträger übertreiben es doch, glaubt Lallitsch. Früher wurde ein Objekt von oben nach unten verkauft, sprich: Das Penthouse war das Erste, das weg war. "Heute ist es oft umgekehrt. Der Markt bestraft die, die es überdrehen." Als Beispiel gilt das ehemalige ÖGB-Haus am Südtirolerplatz, wo die teuersten Wohnungen der Stadt zum Verkauf stehen - seit Jahren. 1,7 Millionen Euro muss man für 137 Quadratmeter hinblättern. "Die prominente Lage, die moderne Architektur von Günther Domenig und die exklusive Ausstattung rechtfertigen diesen Preis. Auch wenn wir wissen, dass er deutlich über dem Grazer Niveau liegt", sagt Gabriele Koschier-Figl von Örag Immobilien, die die Wohnungen unter dem Titel "DeLuxe an der Mur" vertreibt.

Jörg Schönauer zieht mit "Neuwohnen" in der Morellenfeldgasse ein spektakuläres Projekt hoch. Das 137 Quadratmeter große Penthouse im Bau von Szyszkowitz/Kowalski kommt auf 728.145 Euro, 64 Quadratmeter gibt es um 224.287 Euro. "In drei Jahren wird es diese Preise sicher nicht mehr geben", so Schönauer. Anders gesagt: Die Preise steigen weiter.

Graz braucht mehr Wohnungen

Das sehen auch die Experten so: "Graz wächst, da wird man vermehrt Wohnraum schaffen müssen", so Lallitsch von Raiffeisen Immobilen. Sei es über Neubauten, sei es über die Nutzung der "Baulandreserve Dachboden. Sonst wird es eng in der Stadt" - und noch teurer.

Die Politik beobachtet diese Entwicklung mit Sorge. Bürgermeister Siegfried Nagl sieht die Gefahr, dass sich Grazer Wohneigentum in Zentrumsnähe nicht mehr leisten können. "Die Grazer sollen die Möglichkeit haben, Eigentümer ihrer Wohnung zu sein. Das schafft Sicherheit und Unabhängigkeit", so Nagl. Die Stadt unterstützt daher Initiativen wie die Baugruppen, weitere Projekte sollen folgen.

Richard Borics von Hausbergg Immobilien bestätigt Nagls Sorge: "Nehmen wir ein klassisches, halbwegs gut verdienendes Pärchen, das eine 90-Quadratmeter-Wohnung sucht: Das muss heute an die Peripherie ausweichen oder die Wohnung wird um 20 Quadratmeter kleiner." Er selbst bietet ein auf Anleger ausgerichtetes Projekt in der Körösistraße, Ecke Langegasse an. Das 119 Quadratmeter große Penthouse kostet 663.900 Euro, eine 56 Quadratmeter große Wohnung 183.200 Euro.

Wenn es die Grazer nicht sind - wer sind dann die Leute, die sich solche Quadratmeterpreise leisten können? "Anleger aus der Steiermark, Kärnten, Slowenien und Kroatien", sagt Lallitsch. Sie kaufen, um zu vermieten.