Ein VIP-Kunde, der nur als „Mr. P“ bezeichnet wird, Anstalten in Liechtenstein und ein Ziegenacker, auf dem man den Tourismus auf der kroatischen Insel Pag neu erfinden wollte – das sind die Komponenten des Hypo-Kreditfalls „Hilltop“; eines Falls, der demnächst vor dem Landesgericht Klagenfurt verhandelt wird.

In der mehr als 60 Seiten umfassenden Anklageschrift, die der Kleinen Zeitung exklusiv vorliegt, werden die ehemaligen Hypo Alpe Adria Vorstände Wolfgang Kulterer und Günter Striedinger sowie der ehemalige Steuerberater Hermann Gabriel und der bisher unbescholtene kroatische Geschäftsmann Milan Lubic der Untreue bezichtigt. Neben dem Projekt „Hilltop“ wird in der Anklage auch das Projekt „Blok 67“ aufgearbeitet. Der Schaden liegt laut Staatsanwaltschaft Klagenfurt bei 23 Millionen Euro, tatsächlich wurde der Bank weit mehr Geld entzogen.

Striedingers Weisung

Die Geschichte des Projekts „Hilltop“ geht in das Jahr 2002 zurück. Die drei kroatischen Geschäftsmänner Milan Lubic, Igor Mlinar und Ivis Pasalic – ein ehemaliger Vertrauensmann von Kroatiens Staatschef Franjo Tudjman und eben jener „Mr. P“ – kaufen um 4,3 Millionen Euro 143 Hektar Weideland auf der Insel Pag. Weil alle drei ein mehrere Millionen Euro umfassendes, de facto unbesichertes Obligo bei der Hypo haben, holen sie sich das Geld für diesen Ankauf bei der Hypo. Keine zwei Monate später stellte die Hypo Consultants Liechtenstein, eine Hypo-Tochter, die Tourismusprojekte entwickelte, an ihren Mutterkonzern den Antrag, den Ziegenacker auf der Insel Pag zu kaufen. Laut Anklage auf Veranlassung Striedingers. Nur kostete das Weideland nun nicht mehr 4,3 Millionen Euro, sondern 37,2 Millionen – weder, dass eine Umwidmung in Bauland erfolgt sei, noch andere Maßnahmen gesetzt wurden, wie es in der Anklage heißt. Der Verkaufserlös wurde von den drei Kroaten dazu genutzt, ihre Außenstände bei der Hypo zu begleichen, und um alte Steuerschulden zu bezahlen.

Striedinger wie auch Kulterer hätten von diesem Vorhaben gewusst und den Schaden für die Hypo bewusst in Kauf genommen, heißt es in der Anklageschrift. Für alle Beteiligten – Striedinger und Kulterer verbüßen gerade eine Haftstrafe – gilt die Unschuldsvermutung.

Schaden in Kauf genommen

Ebenfalls in Haft ist Hermann Gabriel, zentrale Figur des Projekts „Blok 67“. Er trat bei diesem Immobilienprojekt im serbischen Belgrad als Entwickler auf – mit Hypo-Krediten, jedoch ohne nennenswertes Eigenkapital und mit noch weniger Risiko. Laut Anklage hätten die Hypo-Verantwortlichen einen Schaden von 57,15 Millionen Euro bewusst in Kauf genommen, zumindest neun Millionen Euro Schaden wurden letztlich schlagend. Auch für Gabriel gilt die Unschuldsvermutung.

Der Verhandlungstermin steht noch aus.

THOMAS CIK