Wie schaffte es Geox im letzten Jahr nach Verlusten in die Erfolgszahlen zurück?
MARIO MORETTI POLEGATO: Geox zielt seit jeher auf Marktführerschaft, weil es einzigartig Schuhkomfort und italienischen Stil vereint. Von Anfang an war Geox ein sensationeller Erfolg bei Wachstum und Ertrag und expandierte in wenigen Jahren in 110 Länder. Aber wir wuchsen zu rasch. 2012 entschieden wir, zu restrukturieren, ich tauschte das Management aus und holte Leute mit internationaler Erfahrung. Jetzt wachsen wir wieder.


Was ist die neue Strategie?
POLEGATO: Wir fokussieren unser Geschäft stärker auf unsere Identität – also auf Technologie und italienischen Stil. 2015 machten wir daher wieder Gewinn . . .


. . . rund zehn Millionen Euro . . .
POLEGATO: . . . und jährlich wird der Gewinn wieder steigen.


Auch im Heimmarkt Italien, der wirtschaftlich weiterhin stottert?
POLEGATO: Ja, in Italien verkaufen wir 30 Prozent unserer Schuhe. Die Italiener lieben Geox-Schuhe. Italien hat 57 Millionen Einwohner, wir verkaufen hier sieben Millionen Paar Schuhe. Jeder Zehnte, der in Rom, Mailand oder Turin spaziert, trägt Geox. Nicht wegen Marketing, sondern weil unsere Technologie das Gehen komfortabler macht. Jetzt investieren wir mehr ins Design, in Mode und Qualität. Auch in Österreich sind die Leute überrascht, wenn sie im Geox-Shop attraktivere, farbigere Schuhe finden. Für Frauen haben wir elegante High Heels bei Geox eingeführt. Wir sind ein Family brand.


In Österreich kauften Sie der Bawag Stiefelkönig ab. Wie läuft’s?
POLEGATO: Im Multimarkenbereich bei unserem Partner Humanic haben wir signifikantes Wachstum. Es hat auch mit der neuen Technologie zu tun. Unserer perforierten Gummisohle fügen wir ein neues Membran hinzu, das die Wirkung für schweißtrockene Schuhe erhöht. Zudem haben wir eine atmende und wasserdichte Ledersohle für unser Prinzip entwickelt. Und wir entwickelten Amphibiox, den absolut wasserdichten Schuh.


Wie ist der Schuh der Zukunft?
POLEGATO: Die Kunden werden noch mehr auf Mode und Komfort achten und Geox forscht dafür mit neuen Materialien, noch funktionellerer Technologie und internationalen Designern. Die Zeiten, in denen Frauen für elegante Schuhe Schmerzen in Kauf nahmen, ändern sich. Da liegt Geox völlig richtig auf Kurs.


Jetzt wollen Sie China, Russland und die USA erobern. Ihre Ziele?
POLEGATO: Südeuropa decken wir ab, nun ist Nordeuropa dran und wir wollen in großen Märkten wachsen. Wir haben weltweit 1200 Geox-Geschäfte, sind in jeder Großstadt. In China haben wir 60 Geschäfte und in Kooperation mit einer der größten Handelsfirmen wollen wir 300 Geschäfte in den nächsten zwei, drei Jahren eröffnen. In Russland ist der Rubel ein Problem, aber wir wachsen zweistellig. In Kanada sind wir flächendeckend, in den USA erst im Osten, in New York, Florida, dort weiten wir aus.


Wie wird sich die Wirtschaft in Europa generell weiterentwickeln?
POLEGATO: Global gibt es Turbulenzen, Kriege, Religionskonflikten. Europa braucht einiges Vorgehen bei der Migration und Innovation. Ich glaube an Europas junge, ausgebildete Generation.


Was raten Sie als Vorbild-Innovator jungen Entrepreneuren?
POLEGATO: Wettbewerb mit Wissen und Innovation zu gewinnen. Die Jungen sind Europas Schatz.


Wie achten Sie auf die Produktion in ihren Herstellerländern?
POLEGATO: Wir überwachen die Arbeitsverhältnisse mit Leuten der ILO der UNO. Hier im Headquarter haben wir Kindergarten, Schule, Kurse für Studenten, Bio-Restaurant. Weltweit arbeiten 30.000 Menschen für Geox. Für jeden pflanzen wir in Haiti einen Baum für den Regenwald zu. In einem Sozialprojekt schaffen wir für beeinträchtigte Personen Arbeit. Unser Nachhaltigkeitsprogramm ist uns sehr wichtig.

Interview: Adolf Winkler