Die Ratingagentur Moody's hat der Republik Österreich die Top-Bonitätsnote "Aaa" für langfristige Verbindlichkeiten entzogen und um eine Stufe auf "Aa1" herabgesetzt. Das Rating für kurzfristige Verbindlichkeiten hat weiterhin die Bestnote "P-1". Der Ausblick wurde von "negativ" auf "stabil" geändert, wie Moody's am Freitagabend mitteilte.

Bei allen  an zweiter Stelle

Damit  hat Österreich bei allen drei großen Ratingagenturen die jeweils zweitbeste Note. Im Jänner 2012 hatte Standard&Poors Österreich von AAA auf AA+ gesenkt, im Februar 2015 folgte Fitch mit der Reduktion ebenfalls von AAA auf AA+. Der Ausblick ist jeweils stabil.

Als S&P 2012 als erste Ratingagentur Österreich nicht mehr die Top-Bonität zugestand, hatte es noch helle Aufregung und Warnungen vor höheren Zinskosten gegeben. Österreich wurde damals mit einigen anderen Euroländern zusammen wegen schlechten Managements der Eurozone abgestraft. Die Auswirkung der Abstufung stellte sich aber im Nachhinein als kaum wahrnehmbar heraus. Österreichs Staatsanleihen haben inzwischen teilweise schon Negativzinsen - Investoren zahlen also drauf, um ihre Geld in Österreich anzulegen.

Entscheidend für die nunmehrige Herabstufung durch Moody´s  seien die schwachen mittelfristigen Wachstumserwartungen gewesen, heißt es zur Begründung. Angesichts des geringen Wirtschaftswachstums sei es schwierig, die hohen Staatsschulden in einem mittelfristigen Zeitraum deutlich und nachhaltig zu reduzieren.

Wachstumshemmnisse

Österreichs Wirtschaft sei in den Jahren 2012 bis 2015 kaum gewachsen. Als Wachstumshemmnisse werden eine hohe steuerliche Belastung von Arbeit, eine relativ geringe Beschäftigungsquote bei Frauen und älteren Arbeitnehmern und ein geringer Produktivitätszuwachs angesehen.

Moody's schätzt Österreichs jährliches Wirtschaftswachstum bis 2020 auf durchschnittlich 1,3 Prozent. Kurzfristig werde das Wachstum durch temporäre Effekte zwar stärker ausfallen, ab 2019 aber ohne weitere strukturelle Wirtschaftsreformen nur 1,1 Prozent pro Jahr betragen. Die von der Regierung bisher gesetzte Schritte seien zwar positiv, würden sich aber mittelfristig nicht nennenswert auswirken.

Ausblick "stabil"

Den Ausblick für Österreichs Rating hat Moody's auf "stabil" verbessert, weil die weiteren Abwärtsrisiken als begrenzt eingeschätzt werden.

Schelling: "Reformen nötig"

"Das  durch Moody's veröffentlichte Rating zeigt deutlich auf, wie notwendig strukturelle Reformen in Österreich sind und Ankündigungen alleine keine Resultate bringen", reagierte Finanzminister Hans Jörg Schelling. Das geänderte Rating habe keine unmittelbaren Auswirkungen auf Österreichs Staatsfinanzen. "Die Zinsen für die Finanzierung des Staatshaushalts bleiben weiterhin sehr niedrig und wir erwarten keine Beeinträchtigung des ausgezeichneten Marktzuganges für Österreich."

Vorbild Niederlande

Im Kern der Moody's-Analyse würde vor allem der zu langsame Schuldenabbau und das schwächelnde Wachstum stehen. Die internationale Ratingagentur wertet die Steuerreform als Schritt in die richtige Richtung und bescheinigt ebenso wie heimische Experten ihre positive Auswirkung. "Der Standort braucht aber weitere Wachstumsimpulse. Vertrauen ist die stärkste Währung für Wachstum. Reformen können kein isoliertes Projekt des Finanzministers sein", so Schelling, der abschließend ergänzt: "Länder wie die Niederlande machen uns vor, wie man es richtig macht. Denn dort, wo in der Vergangenheit strukturelle Reformen umgesetzt wurden, haben sich die wirtschaftliche Dynamik und das Wachstum positiv entwickelt. Daher bin ich auch zuversichtlich, dass wir so wie die Niederlande unser Triple A-Rating wieder zurückbekommen, wenn wir die richtigen Reformschritte setzen."