Der heimische Luftfahrtzulieferer FACC kommt nicht zur Ruhe: Nach der überraschenden Ablöse des langjährigen CEO und Firmengründers hat nun ein Aufsichtsrat sein Mandat zurückgelegt. Gregory B. Peters habe dem Unternehmen mitgeteilt, dass er sein Amt als Aufsichtsratsmitglied der FACC AG "mit sofortiger Wirkung" zurücklege, teilte das börsenotierte Unternehmen Montag  mit.

Vergangene Woche hatte die vom Aufsichtsrat verfügte Abberufung des FACC-Vorstandsvorsitzenden Walter Stephan Wellen geschlagen. Nun verlässt mit Gregory Peters ein Kapitalvertreter den Aufsichtsrat, in dem noch zehn Mitglieder verbleiben. Vier Aufsichtsräte sind vom Betriebsrat delegiert, weiters bleiben unter dem Aufsichtsratsvorsitz von Geng Ruguang noch Tang Jun, Gong Weixi, Lei Yanzheng, Wang Xuejun und Yang Chunsheng im Kontrollgremium.

Cyber-Betrug

Der Aufsichtsrat war vergangene Woche laut einer Aussendung zu dem Schluss gekommen, dass Stephan "seine Pflichten schwerwiegend verletzt hat, insbesondere im Zusammenhang mit dem 'Fake President'-Vorfall". Das Unternehmen hatte darüber im Jänner die Öffentlichkeit informiert: Durch eine offenbar von Betrügern ausgelöste Überweisung war ein Schaden von über 50 Millionen Euro entstanden. Daraufhin musste im Februar bereits die Finanzchefin des Unternehmens gehen.

Nachbesetzung im Juli

Die FACC ist seit 2009 mehrheitlich in chinesischer Hand. Damals hat die staatliche chinesische Luftfahrt- und Militärindustrie AVIC über ihren kommerziellen Arm die Firma mit Sitz in Ried (Oberösterreich) fast zur Gänze übernommen. 2014 schickten die Chinesen die FACC dann an die Börse, heute halten sie 55 Prozent am Unternehmen. Knapp 5 Prozent hält der Erste-Group-Konzern (über Töchter), 39,6 Prozent sind im Streubesitz.

Der freigewordene Sitz im Aufsichtsrat soll im Juli nachbesetzt werden. Ein FACC-Sprecher erklärte auf Anfrage zum Rücktritt von Peters: "Das lässt den Rückschluss zu, dass sein Abgang im Zusammenhang mit den Ereignissen der letzten Woche steht."