Banken in der Eurozone müssen künftig umfassende Kreditdaten an die Europäische Zentralbank (EZB) melden. Obwohl der Plan zuletzt entschärft wurde, sparen Österreichs Sparkassen nicht mit Kritik. Die Geldhäuser müssen ab 2018 nämlich bei Firmenkrediten ab 25.000 Euro von ihren Firmenkunden jede Menge Datenmaterial übermitteln. Private sollen ausgenommen bleiben.

Die neue Meldepflicht sieht das geplante Kreditregister AnaCredit (Analytical Credit Dataset) vor. Deutsche Bankenverbände sprachen von einem "Zahlenfriedhof", auf dem jedes Maß an Verhältnismäßigkeit begraben werde und sie warfen der EZB übermäßigen Datenhunger vor. In Österreich nennt Sparkassenverbandspräsident Gerhard Fabisch das EZB-Vorhaben und Vorgaben, bis zu hundert Kreditdetails pro Darlehen zu übermitteln, "jedenfalls übertrieben".

Hohe Kosten

Noch tiefere Meldeschwellen sind zwar zuletzt eliminiert worden, vor allem kleinere Banken und Sparkassen fürchten weiterhin aber trotzdem hohe Kosten. Ein Motiv der EZB, damit die volkswirtschaftlichen Effekte ihrer Maßnahmen überprüfen zu wollen, will Fabisch nicht gelten lassen. "Wir sagen, für eine volkswirtschaftliche Studie ist das eine relativ teure Angelegenheit".

"Wir werden damit leben müssen", meint der Sparkassenverbandschef am Montag zur APA. Seine Branche hofft nun, dass die neuen Meldepflichten zumindest für die erste Zeit nur für Neukredite gelten. Zumal die Verfügbarkeit einer so großen Zahl von Einzeldaten zu Altkrediten (Motiv, Verwendungszwecke etc.) nach 10 Jahren eingeschränkt sei.

Statistik gegen Gefühl

Auch befürchten die Banken, dass Statistiker aus diesen riesigen Datenpools "irgendwann einmal Ausfallswahrscheinlichkeiten für Teilportfolios konstruieren". "Da kommen wir in ständige Rechtfertigungspositionen", kritisiert Fabisch. Kreditentscheidungen dürften nicht auf reinen Algorithmen basieren, meinen die Banker in der KMU-Finanzierung. "Wir wollen die Wirtschaft finanzieren, wir haben Kapital und Liquidität, das Risiko einer Unternehmensfinanzierung zu tragen." Und es gehe auch um Soft Skills wie Vertrauen in Kreditnehmer.

Die neuen Vorgaben kommen für die Banken zu einer Zeit, in der sie ihre Erträge steigern und Kosten sparen müssen. Bei den österreichischen Sparkassen - die etwa 25 Prozent Marktanteil halten - gehörten Wellen von Filialschließungen oder Personalabbau nicht zur Geschäftsstrategie, sagte Fabisch. Zur Zeit werde an gemeinsamen Abwicklungsprozessen getüftelt. "Die Autoindustrie ist da schon weiter". Vor allem viele neue Kunden wollen die Sparkassen dazugewinnen. Erst wenn das nicht gelinge, werde man andere Schritte setzen müssen.

Für eine Bankomatgebühr, so Fabisch am Montag am Rande der Sparkassentagung in Linz, gebe es in den Sparkassen keinen Umsetzungsplan. Mit Blick auf die Diskussion, die in den letzten Wochen darum entbrannt ist, hält er es für "sehr unwahrscheinlich", dass das Thema von irgend einer Bank aufgegriffen wird."