Einen Monat nach der Veröffentlichung der "Panama Papers" hat sich der verantwortliche Whistleblower zu Wort gemeldet. Die anonyme Quelle, die sich "John Doe" nennt, hatte der "Süddeutschen Zeitung" Informationen über rund 200.000 von der panamesischen Kanzlei Mossack Fonseca gegründete Briefkastenfirmen zugespielt. In einem Manifest begründet der Whistleblower am Freitag seine Beweggründe.

Auch wenn Briefkastenfirmen nicht immer illegal seien, dienten sie häufig dazu, Verbrechen zu begehen, schrieb "John Doe" in der "Süddeutschen Zeitung". "Ich habe mich dazu entschlossen, Mossack Fonseca dem Urteil der Weltöffentlichkeit auszusetzen, weil ich der Meinung bin, dass die Kanzleigründer, Angestellten und Kunden für ihre Rolle bei diesen Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden sollten."

Leck bleibt unklar

Die Veröffentlichung der "Panama Papers" führte zu Ermittlungen auf der ganzen Welt und einer internationalen Debatte über Steueroasen und Geldwäsche.

Wie die Quelle an die 2,6 Terabyte vertrauliche Daten der Kanzlei gelangt ist, blieb weiter unklar. Er arbeitete weder für eine Regierung noch einen Geheimdienst, schrieb "John Doe". Mossack Fonseca vermutet einen Hackerangriff auf seine Server. IT-Experten bezweifeln allerdings, dass eine so große Datenmenge von außen gestohlen werden konnte.

"Ungeheuerlicher Inhalt"

"Bislang ist erst ein Bruchteil der schmutzigen Machenschaften von Mossack Fonseca bekannt, es wird Jahre, vielleicht Jahrzehnte dauern, bis alles ans Licht gekommen ist", schreibt der "Whistleblower".

"Ich vertrete hier allein und einzig meine Meinung". Er habe die Dokumente nicht mit einem politischen Ziel den Medien zugespielt, "sondern weil ich beim Anblick der Dokumente genug begriffen habe, um zu verstehen, wie ungeheuerlich ihr Inhalt ist".

Beispiel Snowden

"John Doe" wirft Mossack Fonseca vor, wissentlich Gesetze gebrochen zu haben. Das ICIJ und seine Partnermedien hätten "vollkommen zu Recht erklärt, die Dokumente nicht weiterzugeben. Ich jedoch bin bereit, mit den Behörden zusammenzuarbeiten - in Rahmen meiner Möglichkeiten". Allerdings würden Whistleblower oft nicht gut behandelt, führt er am Beispiel Edward Snowdens und anderer aus. "Solange Regierungen keinen Rechtsschutz für Whistleblower garantieren, sind Strafverfolgungsbehörden weiterhin abhängig von ihren eigenen Informationsquellen oder von medialer Berichterstattung, um an entsprechende Dokumente zu gelangen."

In Panama würde "bequemerweise nur die Kanzlei Mossack Fonseca unter die Lupe genommen - also nur ein Pferdchen des sich weiterhin drehenden panamaischen Offshore-Karussells", heißt es in dem dreiseitigen Manifest. "Banken, Finanzaufsichts- und Steuerbehörden haben versagt. Es wurden Entscheidungen getroffen, die die Reichen verschont und die Mittel- und Geringverdiener getroffen haben."

Medien waren nicht interessiert

Auch hatten "neben der Süddeutschen Zeitung und dem ICIJ, entgegen anderslautenden Behauptungen, auch Redakteure großer Medien Dokumente aus den Panama Papers vorliegen - und entschieden, nicht darüber zu berichten. Die traurige Wahrheit ist, dass einige der prominentesten und fähigsten Medienorganisationen der Welt nicht daran interessiert waren, über diese Geschichte zu berichten. Sogar Wikileaks hat wiederholt nicht auf meine Nachrichten reagiert", schreibt "John Doe".