"Wir sind eine selbstständige Kärntner Regionalbank im Eigentum von rund 26.000 Kärntnerinnen und Kärntnern", beschreibt Edwin Reiter die neue Volksbank Kärnten eG. Reiter war bisher Vorstand der Volksbank Oberkärnten in Spittal, nun ist er Vorstandsvorsitzender der neuen fusionierten Volksbank Kärnten eG in  Klagenfurt. Mit der morgen, Dienstag, erfolgenden Eintragung ins Firmenbuch der neuen Bank wird der Zusammenschluss der  Volksbanken Oberkärnten, Kärnten Süd, Feldkirchen und GHB Kärnten (Klagenfurt) amtlich. Die Europäische Zentralbank in Frankfurt und die Finanzmarktaufsicht in Wien hatten in den letzten Tagen grünes Licht gegeben. Kärnten ist damit das erste Bundesland, in welchem die selbstständigen Volksbanken nach der Abspaltung der ÖVAG den Weg der Fusionierung abgeschlossen haben. Die Volksbanken Gmünd und Hermagor haben sich bekanntlich schon früher mit der Volksbank Lienz zur Dolomitenbank eG vereint.

Regionalität

"Kunden brauchen Partnerschaft und keine Flügel", zieht Reiter bewusst den Trennstrich zur früheren ÖVAG-Werbelinie. "Wir fokussieren auf unsere Kernwerte als Genossenschaftsbank: Kundenzufriedenheit und Regionalität." Dafür würden neben der Zentrale in  Klagenfurt für rasche und kompetente Entscheidungen vor Ort drei  Bereichsdirektionen geschaffen: West  (Spittal, Villach, Velden), Mitte (Klagenfurt, Feldkirchen) sowie Süd/Ost/Slowenien (Ferlach). Mit dem neuen Leitinstitut des Sektors, der  Volksbank Wien AG, wolle man von der Zentral- zur Serviceorganisation kommen, betont Reiter. So wie die Dolomitenbank bleibt auch die Volksbank  Kärnten eine Genossenschaftsbank und wird keine AG. Die Generalversammlung solle zur Delegiertenversammlung mit je zehn  Delegierten aus Mitgliederversammlungen der Regionen werden. Insgesamt zählt die fusionierte Bank in Kärnten 26.422 Mitglieder.

Mitarbeiterabbau

Der Zusammenschluss reduziert die Zahl der Mitarbeiter in den 29 Geschäftsstellen um 14 auf 250. "Es gab keine Kündigungen, sondern einvernehmliche Lösungen, alle ausschließlich fusionsbedingt und mit dem Betriebsrat abgestimmt", beteuert Reiter. Bis 2020 wolle man weitere Synergien schöpfen und die Mitarbeiterzahl auf 200 absenken. "Wir planen aber keine Auflösungen mehr, sondern wollen das über den natürlichen Abgang erreichen." Die Fusion verlangt auch Flexibilität. 40 Mitarbeiter pendeln neu nach Klagenfurt ein.
Mit einer konsolidierten Bilanzsumme zum 31. 12. 2015 von 1,26 Milliarden Euro sieht man sich als "mittelgroße Regionalbank", in der sich Einlagen (1,09 Milliarden Euro) und Kredite (967 Milliarden Euro) annähennd die Waage halten.

Abschreibungen für ÖVAG

Bis 2032 müssen 13 Millionen Euro als Staatshilfe-Anteil für die ÖVAG abgezahlt werden. Im  Ergebnis 2015 schlagen Abschreibungen für die ÖVAG, die als Bad Bank nun Immigon heißt, sowie der Verkauf von ÖVAG-Anleihen zu Buche. Ein konsolidiertes Betriebsergebnis von 5,5 Millionen Euro drehte sich dadurch zu 2,6 Millionen Euro Verlust im Ergebnis (EGT). "Damit ist das Risiko draußen", so  Reiter. "2016 erwarten wir schwarze Zahlen."

ADOLF WINKLER