Wie die Drogeriekette dm wollen auch andere große österreichische Handelsunternehmen rezeptfreie Medikamente verkaufen dürfen. Der Handelsverband, der rund 100 Firmen vertritt, begrüßt den Gang von dm zum Verfassungsgerichtshof (VfGH), warnt aber vor einer weiteren Ungleichbehandlung: Keinesfalls solle der Medikamentenverkauf auf Drogisten beschränkt werden.

dm hat am Montag einen Individualantrag beim VfGH eingereicht. Die Drogeriekette will rezeptfreie Arzneien deutlich billiger anbieten als in Apotheken. Derzeit ist das nicht erlaubt, lediglich österreichische Apotheken dürfen solche Arzneimittel vertreiben. Verfassungsrechtsexperte Heinz Mayer hält das für verfassungswidrig und hat für dm ein entsprechendes Gutachten erstellt.

Daneben können sich Österreicher auch über deutsche Versandapotheken rezeptfreie Medikamente bestellen, oft sind sie dort deutlich günstiger.

Pillen aus dem Supermarkt

Der österreichische Markt mit rezeptfreien Arzneimitteln ist knapp 300 Millionen Euro schwer. Ein Stück von diesem Kuchen wollen nun auch Supermärkte und Co. haben. "Eine mögliche rechtliche Ungleichbehandlung muss, im Sinne eines gerechten Marktes, geprüft werden", so Handelsverbandsgeschäftsführer Rainer Will am Mittwoch in einer Aussendung.

"Wir müssen nicht weit reisen, um zu sehen wie es funktionieren kann. In Italien stehen Konsumenten neben den klassischen Apotheken, sogenannte Parafarmacie und Supermärkte für den Kauf von rezeptfreien Medikamenten zur Verfügung." dm - übrigens kein Mitglied des Handelsverbands, wie es auf APA-Anfrage hieß - habe schon jetzt in Deutschland, Ungarn und Kroatien rezeptfreie Medikamente im Sortiment, die in Österreich nicht verkauft werden dürfen.