Die Zeitenwende ist längst eingeläutet: Pro Monat werden in Österreich heute im Schnitt bereits 4,4 Millionen kontaktlose Bezahlungen durchgeführt - dass diese Zahl weiter stark steigen wird, steht außer Zweifel. Dafür wollen auch die großen Smartphonebauer sorgen, für die  mobiles Bezahlen zum zunehmend wichtigeren Thema wird. Einziges Expansions-Problem soweit: Noch gibt es bei vielen Konsumenten Sicherheitsbedenken.

Speziell entwickelte "Embedded-Secure-Element-Chips (eSE)" sollen nun sicherheitskritische Funktionen des Mobilgeräts schützen und für die gesicherte Übertragung sensibler Daten beim kontaktlosen Bezahlen mit dem Smartphone sorgen. Samsung etwa ließ bei der Präsentation des neuen Flaggschiffs Galaxy S7 sehr offensiv von dieser Technologie wissen.

Österreich-Stand am MWC in Barcelona
Österreich-Stand am MWC in Barcelona © Zottler

Aus österreichischer Sicht besonders interessant, wurden  diese für Samsung äußerst wichtigen Chips doch hauptverantwortlich im Grazer Entwicklungszentrum von Infineon erdacht. Die kontaktbehafteten, hochsicheren Chips sollen dabei unter anderem mit einem für Chips in diesem Funktionsbereich sehr großen 1,5 Megabyte-Speicher überzeugen.

Sensoren: Von vier zu 13 Gesten

Auch bei der Entwicklung von anderen, bedeutsamen Galaxy-Komponenten soll ein heimisches Unternehmen federführend sein. "Geheimhaltungsvereinbarungen", hält sich Michael Wachsler-Markowitsch mit Details dennoch zurück.

Der Finanzvorstand des Sensorspezialisten ams AG zählt so gut wie alle entscheidenden Smartphone-Produzenten zu seinen Kunden. Wo aber welcher Sensor platziert ist? Schmunzelndes Schweigen. Und wie sieht’s beim neuen Galaxy S7 aus, einem der Highlights hier in Barcelona? "Nur so viel: Samsung ist unser zweitwichtigster Kunde und wir wollen als Unternehmen heuer wachsen."

ams-Vorstand Michael Wachsler-Markowitsch auf dem firmeneigenen Stand in Barcelona
ams-Vorstand Michael Wachsler-Markowitsch auf dem firmeneigenen Stand in Barcelona © KK

17 Prozent des Umsatzes investiert ams in Forschung und Entwicklung, mit Gestensensoren sorgt man aktuell für besonders viel Aufsehen in der Branche. Konnten optische Sensoren bisher nur vier einfache Gesten ausmachen, erkennt eine spezielle Kombination aus Soft- und Hardware nun 13 unterschiedliche Gesten in acht Richtungen. Ein Millionengeschäft für den digitalaffinen Konzern, der die "500 Analog-Ingenieure als Juwelen unserer Firma" (Wachsler-Markowitsch) sieht.

MWC mit 40 österreichischen Unternehmen

Aber es sind nicht nur die großen heimischen Leitbetriebe, die in Barcelona Ausrufezeichen setzen. Die Wirtschaftskammer vermeldet auf der weltgrößten Mobilfunkmesse heuer eine Rekordbeteiligung von 40 österreichischen Firmen, elf haben am Stand des Außenwirtschaftscenters Stellung bezogen.

Eine davon, die oberösterreichische NTS Retail, zählt viele der größten Telekom-Konzerne weltweit zum Kundenstock. Egal, ob Swisscom, Vodafone, Telefonica oder T-Mobile: Die Kundenberatung im Shop erfolgt überall nach den Mustern der NTS-Software. Blitzschnell errechnet diese spezielle Kundentarife oder Smartphone-Preise, nicht minder rasch wird der Verkäufer mit den wichtigsten, technischen Einzelheiten der Geräte gefüttert. "Das ist wichtig, weil der Kunde zunehmend besser informiert in die Shops kommt", erklärt NTS-Marketingchef Rudolf Krammer.

Am NTS-Team kommt europaweit kaum ein Telekommunikations-Anbieter vorbei
Am NTS-Team kommt europaweit kaum ein Telekommunikations-Anbieter vorbei © Zottler

Als "hidden champion", also stille Größe, gilt Infonova. Wobei, so versteckt ist der steirische Spezialist für Abrechnungssysteme dann auch nicht mehr. Die Kunden der unterschiedlichste Dienste zusammenführenden Infonova-Plattform reichen mittlerweile von der British Telecommunications bis ins ferne Australien.

Den USA gilt indes das aktuell größte Augenmerk des Klagenfurter Start-ups Bitmovin. Nachdem man bereits Video-on-Demand-Lösungen für den ORF (Portal Flimmit) und Livestreams für Puls 4 umsetzte, steht nun ein großer Kontrakt mit einem US-Platzhirsch bevor. Was die Kärntner Technologie ausmacht? Man bringe Videos "bis zu hundertmal schneller" ins Internet und auf mobile Geräte als der Mitbewerb.

Zudem, an Tagen wie diesen keine unwesentliche Funktion, können die Bitmovin-Player Virtual-Reality-Inhalte wiedergeben.

Gespür für virtuelle Realitäten: Gerald Zankl und Bitmovin
Gespür für virtuelle Realitäten: Gerald Zankl und Bitmovin © Zottler