5G ist ein zentrales Thema auf der Mobilfunkmesse Mobile World Congress in Barcelona. Die Mobilfunktechnik der Zukunft soll das mobile Internet sehr viel schneller machen und vor allem das sogenannte Internet der Dinge voranbringen.

Autos, Häuser, Kühlschränke - künftig soll alles dank 5G vernetzt und aus der Ferne steuerbar sein. Europa wetteifert dabei mit Asien und den USA um die Vormachtstellung für die Zukunftstechnik.

Ultraschnelle Übertragung

Für Konsumenten verspricht 5G deutlich schnellere Download-Geschwindigkeiten: 100 Megabit pro Sekunde sollen das Minimum der neuen Technik sein, unter optimalen Bedingungen sollen sogar bis zu 70 Gigabit pro Sekunde drin sein. Ein Film beispielsweise ist dann innerhalb von einer Sekunde auf das Smartphone geladen - auch hochauflösende HD-Videos brauchen nur wenige Sekunden.

Auch für autonomes Fahren beispielsweise ist ein neuer Mobilfunkstandard notwendig. In einem 4G-Umfeld braucht ein fahrerloses Auto bei einer Geschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde drei Meter Reaktionsweg, um zu bremsen. In einem 5G-Umfeld seien es dagegen nur wenige Zentimeter. Allerdings sei dafür eine lückenlose Netzabdeckung nötig. Unter der Leitung von Ericsson arbeiten derzeit 29 Unternehmen und Universitäten in Europa an Fragen rund um die Entwicklung von 5G.

Zugleich soll 5G auch Energie sparend sein. Bei hohem Datenvolumen verbrauchen Smartphones derzeit noch sehr viel Akkuleistung - das soll und muss sich mit der neuen Technik ändern, wenn Verbraucher etwa ultrahochauflösende Videos auf ihrem Smartphone schauen oder Brillen für virtuelle Realität an ihr Gerät andocken.

"Virtuelle Realität ist die nächste Plattform" - das hat Facebook-Chef Mark Zuckerberg zum Auftakt des Mobile World Congress unmissverständlich klar gemacht. Sie werde künftig alle Lebensbereiche verändern.

MWC: Virtuelle Realitäten wohin das Auge reicht
MWC: Virtuelle Realitäten wohin das Auge reicht © APA/AFP/LLUIS GENE
© APA/AFP/LLUIS GENE

Facebook habe schon früh in die Entwicklung dieser Virtual Reality-Technologie investiert, so Zuckerberg in Barcelona. Nach der Geburt seiner Tochter sei ihm klar geworden, dass er später nicht nur Fotos oder Filme von ihr ansehen wolle, sondern ganz in die jeweilige Szene eintauchen möchte. In die Partnerschaft will Facebook sein Software-Know-how einbringen. Mit Oculus arbeitete Samsung bei der Gear VR zusammen.

Samsung und Facebook sind nicht allein mit ihrer Begeisterung für die neue Technologie. Die ganze Messe scheint die virtuelle Euphorie erfasst zu haben. Auch der südkoreanische Konzern LG präsentierte eine VR-Brille - sie ist um ein Drittel leichter und damit einfacher zu tragen, da sie die Verbindung mit dem Smartphone per Kabel löst, statt es in die Brille zu stecken. Das 360 VR Headset von LG habe den Hype um virtuelle Realität noch einmal erhöht, sagt Forrester-Analyst Thomas Husson.

"Das ist wirklich cool"

Smartphone-Spezialist HTC kündigte ebenfalls den Marktstart seines High-Tech-Headsets Vive für April an. Mit 799 Dollar wird es sogar teurer als das Oculus-Modell Rift. Mit Sensoren ausgerüstete Brillen-Gehäuse zum Einstecken von Smartphones kosten teils nur 20 Dollar.

Apple ist in Barcelona wie auch auf anderen Branchenmessen nicht vertreten, aber als Referenzgröße stets präsent. Und selbst Apple-Chef Tim Cook, der sich sonst nicht gern in die Karten schauen lässt, lobte vor kurzem ungewöhnlich offen die Virtual-Reality-Technologie. "Ich denke nicht, dass VR in einer Nische spielt. Das ist wirklich cool und hat einige interessante Auswirkungen", sagte er.

Auch Thema in Barcelona: Mobilfunkstandard 5G
Auch Thema in Barcelona: Mobilfunkstandard 5G © APA/AFP/JOSEP LAGO

Der Markt für virtuelle Realität werde im laufenden Jahr um mehr als das Vierfache auf ein Volumen von 3 Milliarden Dollar wachsen, so Samsung-Manager Martin Börner. Lange haben die Entwickler und Hersteller von VR-Brillen an der neuen Technologie getüftelt, 2016 soll nun der Durchbruch kommen.

Von entscheidender Bedeutung sei es dabei, dass auch ausreichend Inhalte zur Verfügung stünden. Dass dies bereits in diesem Jahr sein könnte, daran zweifelt Analyst Husson - "mit Ausnahme einer kleinen Nische von Gamern". VR erzeuge zwar einen "Wow"-Effekt, aber wie bei 3D seien Inhalte das fehlende Glied.

Während Facebook bei Oculus auch schon an VR-Kurzfilmen arbeiten lässt, kommt zunächst eine große Rolle von den Nutzern selbst erstellten Inhalten zu. Selbstgemachte VR-Videos könnten dem Trend auf die Beine helfen. Mit einer neuen Kamera will Samsung die Entwicklung forcieren. Mit der Gear 360 zeigte das Unternehmen in Barcelona eine Kamera in Kugelform, die mit zwei Fischaugen-Linsen und einer Auflösung von 15 Megapixel ihre Umgebung in 3D aufzeichnet.

Neue 360-Grad-Kameras

In Barcelona stellte auch LG seine neue LG 360 Cam vor, die verbunden mit dem Smartphone Panorama-Ansichten aufnimmt. Bisher waren viele Geräte teuer. Samsung selbst hatte mit dem "Project Beyond" an einer professionellen Kamera gearbeitet. Ein breites Publikum soll nun die Gear 360 ansprechen. Ihr Preis wurde bisher nicht genannt.

Ob der Markt bei all der überbordenden Hoffnung nun tatsächlich in Schwung kommt, bleibt nun abzuwarten. Sony, selbst Pionier in Sachen VR, macht anders als die Konkurrenz den Wirbel um virtuelle Realität im Mobilfunkmarkt nicht mit - und setzt in Barcelona mit Augmented Reality einen Kontrapunkt, bei der man nicht komplett in eine künstliche Welt eintaucht, sondern Bilder aus dem Computer mit der realen Umgebung kombiniert. Zusätzliche Geräte wie Xperia Ear, Eye oder Projector sollen das Smartphone intelligenter machen - und den Blick des Nutzers endlich vom Display lösen.

Seine Playstation-VR-Brille ließ der japanische Hersteller deshalb gleich zu Hause. VR-Brillen könne jeder herstellen, sagte Sony-Mobile-Chef Hiroki Totoki. Viel wichtiger sei die Frage, wie entsprechende Inhalte produziert werden können. Mit der Playstation VR spricht Sony explizit die Zielgruppe der Gamer an.