Die Französin Christine Lagarde wird den Internationalen Währungsfonds (IWF) auch in Zukunft führen. Der Fonds hat am Freitag die zweite Amtszeit seiner geschäftsführenden Direktorin bestätigt. Christine Lagarde steht seit Juli 2011 an der Spitze der mächtigen Organisation, der 188 Mitgliedsstaaten angehören und die sich vor allem für die finanzielle Stützung notleidender Staaten einsetzt.

Die ehemalige französische Finanzministerin war einzige Kandidatin. Sie ist die erste Frau an der Spitze der globalen Finanzorganisation. Lagarde hatte den Posten 2011 übernommen, nachdem ihr Landsmann Dominique Strauss-Kahn wegen eines Sex-Skandals zurücktreten musste. Ihre erste fünfjährige Amtszeit endet am 4. Juli. In den Jahren 2000 bis 2004 hatte der spätere deutsche Bundespräsident Horst Köhler die Organisation in Washington geleitet.

Prozess nach Finanzaffäre droht

Lagarde hatte im Jänner angekündigt, dass sie für eine zweite Amtszeit antrete. Deutschland hatte wie viele andere Staaten - darunter die USA, Japan, Großbritannien, Frankreich, China und weiteren Schwellenländern - diesen Schritt begrüßt. Auch Russland hatte erklärt, die Französin habe sich als erfolgreiche Anführerin in einer schwierigen Zeit für die Weltwirtschaft und für den Fonds selbst erwiesen. Getrübt werden könnte Lagardes zweite Amtszeit durch einen möglichen Prozess in ihrer Heimat wegen einer acht Jahre zurückliegenden Finanzaffäre in ihrer Zeit als Ministerin. Dabei geht es um eine umstrittene Millionen-Entschädigungszahlung an den Geschäftsmann Bernard Tapie. Die Ermittler werfen ihr Nachlässigkeit im Umgang mit öffentlichen Geldern vor. 

IWF-Reform steht an

Schon im vergangenen Jahr war aber auch eine Debatte darüber entbrannt, ob nach dem Ende der Ära Lagarde noch der Tradition gefolgt werden soll, dass ein Europäer dem IWF und ein Amerikaner der Weltbank vorsteht. Der IWF-Vize, der US-Amerikaner David Lipton, hatte der BBC gesagt, die nächste Ernennung werde komplett auf den Qualifikationen der Kandidaten beruhen. Deswegen sei es wahrscheinlicher als je zuvor, dass ein Lagarde-Nachfolger aus einem nicht-europäischen Land komme. Vor wenigen Wochen erst wurde zudem die größte Reform in der rund 70-jährigen Geschichte des IWF vereinbart. Dabei sollen Schwellenländer - allen voran China - mehr Einfluss in der mächtigen Finanzorganisation bekommen.

Der IWF soll unter anderem die internationale Zusammenarbeit in der Währungspolitik fördern und die Ausweitung des Welthandels erleichtern. Ins öffentliche Interesse rücken jedoch oft die Kredite, die der IWF seinen Mitgliedsländern gewährt, wenn sie Probleme haben. Oft wird - wie etwa in Griechenland - die Umsetzung von Reformen zur Bedingung für Hilfen gemacht, weshalb der Fonds nicht immer nur willkommen geheißen wird.