Das Prüfungsverfahren der heimischen Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) ist beendet: 90 ehemalige Zielpunkt-Filialen können von in Summe neun anderen Handelsunternehmen übernommen werden, 28 davon wegen Wettbewerbsbedenken nur unter Auflagen, sagte ein BWB-Sprecher am Donnerstag zur APA. Davon betroffen sind die Marktführer Rewe und Spar.

Zielpunkt-Masseverwalter Georg Freimüller sprach heute von etwa 100 Filialen, für die er neue Abnehmer fand. Jedoch zog Rewe fünf und Spar drei Übernahmen zurück, geht aus Daten der BWB hervor.

21 Filialen an Rewe, 27 an Spar

Rewe übernimmt nun mit seinen Lebensmittelhandels-Linien Billa, Merkur, Penny und Adeg 21 ehemalige Zielpunkt-Standorte. Die Rewe-Drogerietochter Bipa bekam den Zuschlag für vier Filialen. Mitbewerber Spar schnappte sich mit 27 die meisten Standorte.

Aufgrund der Marktmacht von Rewe und Spar im Lebensmittelhandel (zusammen rund 64 Prozent Marktanteil) erteilten die Wettbewerbshüter Auflagen - in 19 Fällen für Rewe, in neun für Spar. Das wäre etwa die Aufgabe einer bisherigen eigenen Filiale damit der Marktanteil nicht weiter steigt, oder eine Flächenverringerung. Auch könne der Betrieb als Diskonter (etwa Penny statt Billa) zu einem stärkeren Preiswettbewerb führen.

Mitarbeiter übernommen

Was die Mitarbeiter betrifft, betonten beide Handelsriesen, man wolle diese weiterbeschäftigen. Rewe präzisierte, es handle sich dabei nicht um eine klassische Übernahme der Beschäftigten. "Wir bieten allen rund 300 Mitarbeitern einen neuen Dienstvertrag an", so Schurin. Schon in den vergangenen Monaten hätten rund 80 frühere Zielpunkt-Beschäftigte einen Job bei Rewe gefunden. Auch Spar-Sprecherin Berkmann sagte: "Selbstverständlich sind die Mitarbeiterinnen herzlich willkommen."

Wann die leerstehenden Zielpunkt-Filialen wiedereröffnet werden, ist noch nicht klar. Die Standorte hätten einen unterschiedlichen Umbaubedarf, mitunter könnten Genehmigungen nötig sein, so Schurin.

Deutlich weniger ehemalige Zielpunkt-Standorte werden künftig von Diskontern betrieben. An Hofer gehen elf Filialen, an Lidl zwei. Immerhin kamen mit der Bio-Supermarktkette denn's (7) und der türkischen Lebensmittelkette Etsan (8) auch zwei Nischenplayer zum Zug.

DM, Fressnapf, Libro

Aus anderen Branchen sicherten sich die Drogeriekette dm (7), die Tierfachmarktkette Fressnapf (2) sowie Libro (1) Standorte.

Zum Zeitpunkt der Insolvenz verfügte Zielpunkt über 229 Standorte. 112 Standorte waren unverkäuflich und wurden bereits am 2. Jänner geschlossen. Einige seien herausgefallen, weil die Vermieter nicht bereit gewesen wären, den Standort abzugeben, sagte Masseverwalter Freimüller. Bei acht Filialen versagte die BWB aus Wettbewerbsgründen Übernahmen. Bei einigen Standorten überlegten es sich die Interessenten letztlich doch anders und sagten ab.

Freimüller zeigte sich heute im APA-Gespräch zufrieden mit dem Ergebnis. Angesichts der guten Verwertungserlöse rechnet er nun sogar mit einer zweistelligen Quote für die Gläubiger. Zudem dürften bis zu 1.200 ehemalige Zielpunkt-Mitarbeiter bei den neuen Betreibern unterkommen. Das bedeutet aber immer noch, dass rund 1.500 Menschen ihren Job verloren.

(GRAFIK 0193-16)