Milliardengewinn und Dividende - die Commerzbank hat sich nach schwierigen Jahren wieder in die Erfolgsspur gekämpft. Angetrieben von einem kräftigen Wachstum im Privatkundengeschäft erzielte das seit der Finanzkrise teilverstaatlichte Institut erstmals seit fünf Jahren wieder einen Milliardengewinn.

Der DAX-Konzern vervierfachte seinen Überschuss 2015 fast auf 1,06 Mrd. Euro, wie die Bank am Freitag in Frankfurt mitteilte. Davon sollen auch die Aktionäre profitieren. Erstmals seit 2007 will die Bank eine Dividende zahlen, der Vorstand stellt 20 Cent pro Anteilsschein in Aussicht.

Durch die aktuellen Turbulenzen an den Kapitalmärkten will sich die Commerzbank nicht von ihrem Erholungskurs abbringen lassen. 2016 werde zwar ein "herausforderndes Jahr". Das Institut erwartet dennoch einen leichten Anstieg des Konzerngewinns. Dabei setzt die deutsche Nummer zwei erneut darauf, in ihrem Kerngeschäft mit Privatkunden in Deutschland und dem Mittelstand Marktanteile zu gewinnen.

Aktie legt um neun Prozent zu

Im vorbörslichen Handel legten die Commerzbank-Aktien um gut neun Prozent zu. In den vergangenen Wochen waren die Papiere im Zuge der branchenweiten Talfahrt an der Börse ebenfalls schwer unter Druck geraten. Sie haben seit Jahresbeginn ein Drittel an Wert verloren. Im DAX war bisher in diesem Jahr nur die Deutsche Bank schlechter.

Den größten Gewinnsprung machte 2015 das Privatkundengeschäft. Es steigerte das operative Ergebnis um zwei Drittel auf 751 Mio. Euro. Ende 2012 war die Commerzbank in die Offensive gegangen und hatte massiv in die Sparte investiert. Das zahlt sich zunehmend aus. Die Kundenzahl wuchs im vergangenen Jahr unterm Strich um 286.000. Seit Ende 2012 kamen 819.000 Kunden hinzu. Die Bank profitierte auch von großer Nachfrage nach Baufinanzierungen.

Weniger Geschäft im Mittelstand

Im Geschäft mit dem Mittelstand verdiente die Bank wegen des hohen Wettbewerbsdrucks und höherer Kosten gut 13 Prozent weniger als vor einem Jahr. Unter anderem belastete die Insolvenz des Gebäudeausrüsters Imtech. Im Investmentbanking ging es wegen der Unsicherheiten an den Kapitalmärkten abwärts. Und auch im wichtigen Polen-Geschäft musste die Commerzbank Federn lassen.

Dagegen halbierte die konzerneigene Bad Bank, in der das Institut seine zum Verkauf stehenden Problem-Anlagen gebündelt hat, ihre Verluste auf 401 Mio. Euro. Rund vier Jahre nach Gründung der Sparte "Non-Core Assets" soll diese nun weitgehend aufgelöst werden.

Konzernchef Martin Blessing geht

Auch dank des schnellen Abbaus von Altlasten verbesserte sich die Kapitalbasis deutlich. Im vergangenen Jahr kletterte die harte Kernkapitalquote um 2,7 Punkte auf 12 Prozent - ein vergleichsweise starker Wert auch im internationalen Vergleich. Die Leverage Ratio (Verschuldungsquote) verbesserte sich um 0,9 Punkte auf 4,5 Prozent. Eigenkapital gilt als wichtiger Puffer für Krisenzeiten.

Konzernchef Martin Blessing sieht damit den richtigen Zeitpunkt für einen Abschied gekommen. Er hatte im Herbst angekündigt, seinen in diesem Oktober auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Wer die Commerzbank künftig führen wird, ist offen. Ein personeller Umbruch steht zudem im Aufsichtsrat bevor: Auch für den langjährigen Chefkontrolleur Klaus-Peter Müller sucht die Bank einen Nachfolger.