Die deutschen Exporte sind im Dezember überraschend gesunken. Sie gingen um 1,6 Prozent zum Vormonat zurück, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Ökonomen hingegen hatten mit einem Anstieg von 0,5 Prozent gerechnet. Im Gesamtjahr 2015 schafften die Unternehmen erneut einen Rekord: Sie lieferten Waren im Wert von 1,196 Billionen Euro ins Ausland - um 6,4 Prozent mehr als 2014.

Die Ausfuhren in die Eurozone kletterten dabei um 5,9 Prozent, die in die anderen EU-Länder außerhalb des Währungsraums um knapp neun Prozent. Das Geschäft mit dem Rest der Welt verlief unterdurchschnittlich und legte nur um 5,6 Prozent zu. Großen Schwellenländern wie China, Brasilien und Russland macht derzeit eine schwächere Konjunktur zu schaffen, weshalb sie weniger Waren "Made in Germany" kaufen.

Im Dezember weniger Produktion

Die deutschen Unternehmen stellten im Dezember überraschend weniger her. Die Produktion von Industrie, Bauwirtschaft und Versorgern schrumpfte insgesamt um 1,2 Prozent zum Vormonat. Hier hatten Analysten ein Plus von 0,4 Prozent erwartet. Dies war der zweite Rückgang in Folge und der stärkste seit August 2014. "Zum Jahresende 2015 durchlief die Industrieproduktion eine Durststrecke", erklärte das Wirtschaftsministerium. "Angesichts der verbesserten Auftragseingänge im Jahresschlussquartal dürften die Unternehmen ihre Produktion zu Jahresbeginn wieder etwas ausweiten."

Tops und Flops unter den Exportmärkten

Das sind die Tops:

USA: Seit 1961 war Frankreich ununterbrochen der wichtigste Exportkunde der deutschen Wirtschaft - die USA haben diese Ära nun beendet. Die Ausfuhren in die weltgrößte Volkswirtschaft zogen um rund ein Fünftel auf mehr als 105 Milliarden Euro an. Ein Grund dafür ist das robuste Wachstum dort, ein weiterer der schwache Euro. Er macht deutsche Waren in den USA billiger und schiebt den Absatz an.

NDIEN: Das große Schwellenland ist 2015 wirtschaftlich schneller gewachsen als das benachbarte China. Das zahlt sich für die deutschen Unternehmen aus: Deren Exporte nach Indien legten um rund zehn Prozent zu. Allerdings ist der Umsatz mit mehr als 9 Milliarden Euro noch bescheiden. Zum Vergleich: der mit China ist etwa sieben Mal so groß. Experten sehen daher noch viel Luft nach oben.

GROSSBRITANNIEN:Das Vereinigte Königreich gehört zu den am schnellsten wachsenden Industrieländern. Das lässt die Kassen der deutschen Unternehmen klingeln, deren Ausfuhren auf die Insel um rund 14 Prozent auf mehr als 83 Milliarden Euro anzogen. Der schwache Euro sorgt auch hier für einen zusätzlichen Schub.

EUROZONE: Nach Jahren der Krise kommt das Geschäft mit den Euro-Ländern wieder in Schwung. Der Export in die 18 Staaten kletterte um 5,9 Prozent auf 435 Milliarden Euro. Mehr als 36 Prozent der deutschen Ausfuhren landen in der Währungsunion - mehr als doppelt so viel wie in den beiden größten Volkswirtschaften USA und China zusammen.

Das sind die Flops:

CHINA: Die Zeit des überschäumenden Wachstums im China-Geschäft ist erst einmal vorbei. 2015 sanken die Ausfuhren ins Reich der Mitte - zum ersten Mal seit 1997. Sie nahmen um mehr als vier Prozent auf gut 65 Milliarden Euro ab. Für 2016 erwarten die meisten Experten bestenfalls eine leicht anziehende Nachfrage. China bleibt trotzdem einer der fünf größten Abnehmer deutscher Waren.

RUSSLAND: Rezession, Ölpreiseinbruch, westliche Sanktionen: War Russland noch vor wenigen Jahren der am schnellsten wachsende deutsche Exportmarkt, so gehört er wegen dieser drei Faktoren inzwischen zu den am kräftigsten schrumpfenden. Um ein Viertel sind die Umsätze eingebrochen, nachdem es 2014 ähnlich stark nach unten ging. Experten erwarten erst 2017 wieder ein Plus.

BRASILIEN: Viele Unternehmen setzten lange Hoffnungen in die größte Volkswirtschaft Südamerikas. Doch sinkende Rohstoffpreise und Korruption setzen Brasilien zu. Die Folge: Die deutschen Exporte dorthin schrumpften um rund drei Prozent.

GUS-LÄNDER: Nicht nur die Geschäfte mit Russland laufen schlecht, sondern auch mit den meisten GUS-Staaten: Ob Moldawien, die Ukraine, Weißrussland oder Kasachstan, die Warenausfuhren dorthin sind meist im zweistelligen Prozentbereich eingebrochen. Die Länder leiden ebenfalls unter der Russland-Krise, aber auch unter den sinkenden Rohstoffpreisen und Währungsabwertungen.