Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt seit längerem gegen den früheren Chef der Meinl Bank, Peter Weinzierl. Es geht um den Verdacht der Steuerhinterziehung, bestätigtet die Sprecherin der Anklagebehörde, Nina Bussek. Dieser Tage sei eine Fachverbandsanfrage an die heimischen Banken gestellt worden.

Weinzierl weist die Vorwürfe zurück, es gilt die Unschuldsvermutung. Im Dezember des Vorjahres hatte Weinzierl im Zuge eines Disputs mit der Finanzmarktaufsicht seinen Posten als Bankchef aufgegeben und war in den Aufsichtsrat gewechselt.

Immo-Projekte in Russland

Bereits im November 2014 hatte der "Kurier" über den Verdacht geschrieben. Konkret soll Weinzierl Mitte 2005 für die MEL (Meinl European Land) ein Russland-Joint-Venture um die zypriotische Holding MD Time Holding aufgezogen haben, deren Tochterfirmen Immo-Projekte in Russland entwickeln sollten. 55 Prozent der Stammaktien hielt die MEL, 45 Prozent russische Partner über die Offshore-Firma Business Enterprise Group (BEG). Parallel dazu wurden 100 stimmrechtslose Gewinnscheine ausgegeben, die einen Anspruch auf einen allfälligen Gewinn verbrieften.

Karibik und Jersey

Jeweils 45 Scheine erhielten demnach MEL und BEG, zehn Papiere kaufte die Meinl Bank um 814.000 Euro. Doch angeblich nicht für sich selbst: Später übertrug die Bank fünf Anteile an die JM Real Estate Services Ltd, die der Sphäre von Julius Meinl zugerechnet wird, und die andere Hälfte an die Meinl-Bank-Filiale auf der Karibik-Insel Antigua. Laut den Ermittlern soll die Karibik-Tochter nur Treuhänderin für Weinzierl und für die Jersey-Briefkastenfirma "Speedprop Communications" gewesen sein. Aufgrund von internen Bank-Vermerken rechnen die Ermittler Speedprop Weinzierl zu, heißt es im Bericht der Tageszeitung.