Die italienische Regierung hat ein Dekret erlassen, mit dem Ölbohrungen unweit der Inseln Tremiti in der Adria vor der süditalienischen Region Apulien erlaubt werden. Die Ölgesellschaft Petroceltic Italia erhielt die Genehmigung, auf einer 373 Quadratmeter großen Fläche zu bohren, teilten die Grünen in Italien mit, die heftigen Protesten gegen das Regierungsdekret ankündigten.

Die Regierung habe für lediglich 2000 Euro pro Jahr die Genehmigung erteilt. Damit könne Petroceltic in einem für die biologische Diversität in der Adria besonders wichtigem Gebiet bohren, klagte der Vorsitzende der Grünen Angelo Bonelli. Petroceltic werde bei den Bohrungen auf Techniken wie Air Gun setzen, die für die Meeresfauna besonders belastend seien, so Bonelli.

Witere Genehmigungen möglich

Airguns sind seismische Geräte zur Erkundung des Meeresbodens. Sie sind eine Art von Unterwasserknallgeräten, die durch den hohen Druck zusammengepresster Luft Schallwellen erzeugen. Diese Wellen werden von den Gesteins- und Sedimentschichten im Boden zurückgestreut. Aus solchen akustischen Mustern ziehen Geologen Rückschlüsse, ob in Bodenschichten zum Beispiel Gas oder Öl lagern könne.

Die Grünen kritisierten, dass die Regierung bald Genehmigungen auch für Bohrungen unweit der Insel Pantelleria bei Sizilien und im Golf von Taranto in Apulien geben werde. Sie forderten den Rücktritt von Industrieministerin Federica Guidi, die für die Regierung das Dekret mit der Konzession an Petroceltic unterzeichnet hat.

Teil des Nationalparks

Der Präsident der Region Apulien, Michele Emiliano, drohte mit massiven Protesten, sollten Bohrungen unweit der Tremiti-Inseln beginnen. Der Archipel mit einer Gesamtfläche von etwa drei Quadratkilometern ist Teil des Nationalparks Gargano und bildet einen der wichtigsten touristischen Anziehungspunkte der Region.

Neun italienische Regionalparlamente, darunter jenes Apuliens, haben zuletzt einen Feldzug gegen die Pläne der Regierung in Rom zur Förderungen von Bohrungen im Mittelmeer auf der Suche nach neuen Ölreserven gestartet. Laut Schätzungen liegen allein in der Adria noch Reserven von 70 Mio. Barrel Rohöl und 900 Mrd. Kubikmetern Gas. Umweltschützer befürchten jedoch, dass wegen der Bohrarbeiten der Meeresboden absinken könnte, was zu erheblichen Schäden führen würde.

Ex-EU-Kommissionspräsident Romano Prodi erklärte kürzlich, dass die Adria ein Meer voller Öl sei, dank dessen Italien seine Ölproduktion auf 22 Millionen Tonnen pro Jahr verdoppeln könne. Die Regierung von Premier Matteo Renzi will den Regionen die Verantwortung für die Energie-und Infrastrukturpolitik ganz entziehen. Lokal-und Regionalbehörden haben zuletzt öfter Widerstand gegen große Infrastrukturpläne der Zentralregierung geleistet.