Die Latte liegt hoch: 470.000 Pakete wurden alleine am 9. Dezember des Vorjahres von der heimischen Post verteilt. Ein Rekordwert, der heuer schon wieder fallen könnte. Nach wie vor gilt: So sehr der österreichische Zusteller unter den Rückgängen im Briefgeschäft leidet, so stark profitiert er dank zunehmendem Online-Handel vom Wachstum im Paketbereich.

Und dort beginnt jetzt die ganz heiße Zeit. Von November bis Ende des Jahres stellt die Post rund 20 Prozent der gesamten Jahresmenge zu, insgesamt soll diese nach rund 74 Millionen Zustellungen im letzten Jahr heuer bei „78 bis 80 Millionen Paketen“ liegen, wie Post-Vorstand Peter Umundum im Gespräch erklärt. Im Privatkundenbereich hält sein Unternehmen einen Marktanteil von 77 Prozent. Eine deutliche Führung, die auf dem Prüfstand steht. Die Konkurrenz rüstet hierzulande aktuell nämlich kräftig auf.
Lagerkapazitäten wurden erweitert, die Zahl der Fahrer aufgestockt. Zudem stehen in der Branche hohe Investitionen an.

Mit großen Ankündigungen startete im September etwa DHL Paket. Die Tochter der Deutschen Post will in den kommenden Jahren einen dreistelligen Millionenbetrag investieren und nach der österreichischen Post Nummer zwei am heimischen Paketmarkt werden. Zwei Millionen Lieferungen sollen heuer zugestellt werden – geliefert wird auch abends und am Samstag. Auf ein gegenseitiges In-den- Keller-Treiben bei den Preisen will sich DHL, zumindest in der Außendarstellung, nicht einlassen. „Kaputte Preise bringen keine Marktanteile, aber alle Spieler leiden darunter“, erklärt DHL-Österreich-Chef Günter Birnstingl.

Auf der Suche nach Adressen

Die Mitbewerber rund um Post, GLS, DPD und Hermes beobachten die neue Konkurrenz freilich mit Argwohn. Hermes etwa hat 2007 damit begonnen, in Österreich die Pakete selbst zuzustellen. Als Tochterfirma der Otto-Gruppe mangelt es nicht an Paketen, dennoch hat Hermes 2009 die Lieferung vor die Haustür an die Post abgegeben. „Aufgrund der Topografie ist die Zustellung in Österreich sehr schwierig“, erklärt Hermes-Geschäftsführer Dieter Zillmann. „Es dauert oft, bis man die Adressen findet.“ Das treibt Kosten in die Höhe.

Rainer Schwarz von DPD will seine Kunden deswegen mit Zusatzleistungen überzeugen: „Wir stellen nicht jedes Paket zu jedem Preis zu.“ Seit drei Jahren liefert das Unternehmen auch Privatpakete aus, am aufwendigsten war dabei der Aufbau des Netzwerks von Abholstationen. DPD hat heute rund 1000 Paketshops, Hermes 1600. Die Post kann auf 1800 Postämter und Postpartner zurückgreifen, DHL eröffnet bis November 800 Shops.

GLS hat mit 600 Annahmestellen ein vergleichsweise kleines Netz. Dessen Manager Klaus Schädle stört vor allem, dass die Post weiterhin ihre marktbeherrschende Stellung ausnützt. „Die Post verweigert uns die Zustellung der Pakete in ihren Paketboxen“. Ein Problem, weil Empfänger während des Zustellzeitpunkts oft nicht zu Hause sind.

"Kampf um die letzte Meile"

Tatsächlich scheint der Kampf um die „letzte Meile“, also die Zustellung vor die Haustür, entscheidender Faktor im Kampf der Paketexperten zu sein. Auch deswegen tut sich dort in Sachen Innovation besonders viel. Die Post testet etwa Kofferraumzustellungen oder spezielle Haustürlösungen und versucht, Zustellungen am selben Tag („Same Day Delivery“) oder an Samstagen zu etablieren.

Zudem will der heimische Marktführer schon im ersten Halbjahr 2016 einen eigenen Online-Marktplatz vorstellen. Was es dort zu kaufen geben wird? Umundum: „Alle möglichen Produktkategorien – aber mit klarem Österreich-Fokus.“

MARKUS ZOTTLER, ROMAN VILGUT