Die Lebensmittelkette Zielpunkt hat am Montagvormittag wie erwartet die Eröffnung eines Konkursverfahrens beim Handelsgericht Wien beantragt. Die Insolvenzschulden (Passiva) belaufen sich auf mehr als 210 Millionen Euro, teilten die Kreditschützer mit. Von der Insolvenz sind insgesamt 2.700 Mitarbeiter betroffen. Die Lebensmittelkette soll geschlossen und liquidiert werden.

Laut den KSV-Kreditschützern belaufen sich die Passiva auf 237 Millionen Euro und die Aktiva auf 33,5 Millionen Euro. Creditreform beziffert die Insolvenzschulden mit 214 Millionen Euro und das Vermögen mit 11,3 Millionen Euro. Das freie Vermögen beläuft sich auf 11,3 Millionen Euro, bestätigen die Zielpunkt-Anwälte Ulla Reisch und Ernst Chalupsky am Montag in einer Aussendung. Die Verbindlichkeiten von Zielpunkt ohne Berücksichtigung von Aus- oder Absonderungsrechten würden sich auf 83,9 Millionen Euro belaufen.

Zielpunkt erzielte im Geschäftsjahr 2014/15 mit 229 Filialen einen Umsatz von 438 Millionen Euro. Der Verlust belief sich zuletzt auf rund 12 Millionen Euro.

"Muttergesellschaft wollte nicht mehr"

Der Konkurs der Lebensmittelkette Zielpunkt ist laut Creditreform unter anderem auf "die mangelnde Bereitschaft der Muttergesellschaft zur weiteren Betriebsmittelfinanzierung" zurückzuführen. Zielpunkt gehört zur oberösterreichischen Pfeiffer Handelsgruppe. Als weitere Insolvenzursachen orten Kreditschützer "massive Umsatzeinbrüche" und "die gescheiterte Investorensuche". Für einzelne Filialen soll es bereits Gespräche mit anderen Lebensmittelketten geben. Als Masseverwalter der Zielpunkt GmbH fungiert der Wiener Anwalt Georg Freimüller.

Fleischlieferant Schirnhofer in Verhandlungen

Die Pleite der Handelskette Zielpunkt könnte, wie berichtet, auch Konsequenzen für den oststeirischen Fleisch- und Wursthersteller Schirnhofer haben: Am Montag soll es Banken-Gespräche geben, von der Firma gab es keine Auskünfte. Der Landesekretär der Gewerkschaft Pro-GE, Hubert Holzapfel, sagte zur APA: "Im Fall einer Insolvenz hoffen wir natürlich, dass es ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung gibt".

Seiten des Produzenten im oststeirischen Kaindorf (Bezirk Hartberg-Fürstenfeld), der die Fleischtheken von Zielpunkt beliefert, gab man sich bedeckt: Man gebe gerne Auskunft, aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Schirnhofer beschäftigt nach eigenen Angaben knapp 300 Mitarbeiter.

Jobs sollen großteils erhalten bleiben

Gewerkschafter Holzapfel sagte, bei einem Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung drehe es sich im Wesentlichen um eine Entschuldung, die Jobs könnten großteils erhalten bleiben. Er sei in Kontakt mit der Betriebsrätin, für die Mitarbeiter gehe es vor allem um die November-Gehälter und das Weihnachtsgeld, die im Falle des Falles vom Insolvenzfonds gedeckt wären.

70 Beschäftigte wurden am Freitag beim Frühwarnsystem des AMS vorsorglich zur Kündigung angemeldet wurden.