Die Sanierung von Zielpunkt, zu der die Pfeiffer HandelsgmbH angetreten war, ist gescheitert. Das gestand Pfeiffer-Chef Georg Pfeiffer im APA-Interview am Donnerstag unumwunden ein - auch wenn dies schmerze. Der Investitionsstau sei im Nachhinein gesehen bereits 2012 zu groß gewesen. Trotz Invests von 50 Millionen Euro ist es Pfeiffer nicht gelungen, die Tochter Zielpunkt wieder fit zu machen.

Indes spricht die Gewerkschaft erstmals von 3000 ansteller der bisher genannten 2500 Betroffenen. Es kämen nämlich noch 200 weitere, die derzeit in Karenz seien, dazu sowie fast 300 Mitarbeiter des Logistik-Zentrums.

"Wir haben uns zugetraut, Zielpunkt zu sanieren. Trotz aller Bemühungen war es trotzdem zu wenig", bedauerte Pfeiffer. Im Nachhinein gesehen sei die Situation vielleicht schon zum Zeitpunkt des Pfeiffer-Einstiegs "hoffnungslos" gewesen, sinnierte der Chef der Zielpunkt-Mutter.

Mitbewerber interessiert

Die größten Handelsketten des Landes, Rewe und Spar, spitzen auf einzelne Filialen der insolventen Lebensmittelkette Zielpunkt. Ein Kauf der gesamten Zielpunkt-Gesellschaft oder größerer Filial-Pakete käme aus wettbewerbsrechtlichen Gründen aber nicht infrage.

"Was einzelne Standorte betrifft, werden wir das prüfen, sobald wir zu Gesprächen geladen werden", sagte Spar-Sprecherin Nicole Berkmann am Donnerstag auf APA-Anfrage. Genaueres könne man noch nicht sagen.

Etwas zurückhaltender gab sich Branchenprimus Rewe (Billa, Merkur, Adeg, Bipa). Die Übernahme einzelner Standorte werde generell "immer geprüft", so Sprecherin Lucia Urban.

Auch die Diskontkette Hofer will die Zahl der Standorte weiter erhöhen. "Wir möchten allerdings unser Filialnetz mittelfristig auf rund 500 Märkte in Österreich erweitern und sind deshalb an neuen Standorten immer interessiert. Diese müssen allerdings unsere Kriterien im Hinblick auf Erreichbarkeit, Lage, Größe etc. erfüllen, weshalb wir jeden möglichen Standort einer eingehenden Prüfung unterziehen", sagt das Unternehmen.

Bei Lidl liegt der Fokus derzeit auf der Modernisierung der bestehenden Filialen. Erst kommendes Jahr ist eine Expansion im Raum Wien geplant.

Unimarkt könnte einige Filialen übernehmen

Zur Zielpunkt-Mutter Pfeiffer gehören auch Unimarkt und Nah&Frisch. Bei der Frage ob eine der beiden Ketten möglicherweise Filialen übernehmen, sagte Pfeiffer, dass "eher Unimarkt" Zielpunkt-Filialen übernehmen könnten, sobald dies im Rahmen des Insolvenzverfahrens möglich ist. "Eine Zahl ist offen. Die Entscheidung darüber liegt bei der Insolvenzverwaltung."

Wie viele der 229 Filialen weiter betrieben werden? "Ich glaube und wünsche es unseren Mitarbeitern, dass es so viele wie möglich sind." Es gebe in allen Regionen, in denen Zielpunkt vertreten ist, gute und schlechte Standorte. Maximal ein Drittel lief gewinnbringend. Filialen gibt es in Wien, Niederösterreich, der Steiermark und dem Burgenland.

Insolvenz vorbereiten

Pfeiffer sagte, es gelte jetzt, den Insolvenzantrag ordentlich vorzubereiten, "ich kann ja nicht eine Firma ins komplette Chaos laufen lassen". Der wirtschaftliche Schaden müsse in so engen Grenzen wie möglich gehalten werden. "Es geht ja auch um die Mitarbeiter, um diese bestmöglich abzusichern." Prinzipiell sei das Image von Zielpunkt im Keller gewesen und die Marke ramponiert - man sei im Nachhinein wohl auch zu optimistisch gewesen, habe aber an die Möglichkeit der Sanierung geglaubt.

Das soll am 30. November oder 1. Dezember passieren. Zu den Zahlen hielt sich Pfeiffer trotz mehrfacher Nachfragen allerdings zurück. "Zielpunkt ist hochgradig überschuldet. Das ist Faktum. Die ganz exakte Zahl jetzt zum Stichtag können wir gar nicht sagen, weil es bei der Anmeldung eine Feststellungsbilanz zu erstellen gibt. Die haben wir noch nicht."

Immer in der Verlustzone

"Zielpunkt war immer in der Verlustzone." Zwar sei eine letzte Fortbestehensprognose vom Sommer noch positiv gewesen, mittelfristig - binnen drei bis fünf Jahren - hätte man in die Gewinnzone kommen können. Laufende Evaluationen hätten aber ab Oktober gezeigt, "dass sich das Bild begann zu drehen. Diese Situation hat sich im November weiter verstärkt", so Pfeiffer. "Maximal ein Drittel" der Zielpunkt-Filialen sei gewinnbringend gelaufen. Zuletzt habe es pro Tag insgesamt Verluste von 50.000 Euro gegeben.

Jedenfalls sei "die Pfeiffer Handelsgruppe selbst mit Abstand der Hauptgläubiger. Wir haben sehr, sehr viel Geld selbst schon in Zielpunkt versenkt. Wir müssen 30 Millionen Euro Forderungen abschreiben", sagte Pfeiffer zur APA.

Geschäftsführer der Pfeiffer Holding, Erich Schönleitner, zu den Verbindlichkeiten: "Die Holding finanziert den Zielpunkt. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen seit der Übernahme, die unter Voreigentümerseite bei knapp 70 Mio. Euro waren, wurden in den letzten Jahren deutlich als Sanierungsbeitrag abgesenkt." Aber auf welche Höhe? "Das werden wir jetzt noch prüfen in der Bilanz - aber deutlich abgesenkt."

Katastrophale Umsätze

Im Oktober und November sei im gesamten Lebensmittel-Einzelhandel die Umsatzentwicklung "katastrophal schwach" gewesen. "Momentan ist es einfach insgesamt eine schwache Konsumstimmung in Österreich." Zielpunkt sei davon in "voller Härte getroffen" worden - im Sinne der "ambitionierten Fortbestehensprognose", die nicht mehr aufrecht zu erhalten gewesen sei.

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"Zielpunkt kann auch mittelfristig nicht aus den roten Zahlen kommen", sagte Pfeiffer. "Eigentlich ist damit schon ein Insolvenztatbestand gegeben." Für die nächsten drei bis fünf Jahre wären zum Überleben 60 Millionen Euro nötig gewesen: "Diese hätten wir in ein Fass ohne Boden geschüttet." Denn mit der Summe wäre Zielpunkt noch nicht saniert gewesen, so Pfeiffer.

"Die Märkte gehen ab kommender Woche in Abverkauf. Entsprechend wird es attraktive Angebote für die Kunden geben, damit die Filialen so rasch wie möglich abverkauft sind. Dann erfolgt die Schließung." Die Hoffnung sei, dass "so bald wie möglich" neue Mieter einziehen.

Überzogene Sozialplan-Forderung

Die harte Kritik der Gewerkschaft GPA-djp wies Pfeiffer zurück. "Es wurden seitens der Gewerkschaft Gesprächstermine mit der Geschäftsführung wiederholt nicht wahrgenommen." Zuletzt habe es "maßlos überzogene Sozialplan-Forderungen gegeben und der letzte Gesprächstermin vorige Woche wurde von der Gewerkschaft abgesagt".

Erich Schönleitner, Geschäftsführer der Pfeiffer Holding, sagte Richtung Gewerkschaft im APA-Gespräch: "Man muss die Kirche im Dorf lassen. Die Reaktion (von GPA-Chef Wolfgang Katzian, Anm.) ist für uns nicht verständlich."