Eine Neupositionierung hatte die Firmengruppe Pfeiffer 2012 nach der Übernahme der Lebensmittelkette Zielpunkt angekündigt. Klar war schon damals: Für Zielpunkt geht es wirtschaftlich um die Wurst.

Nun hat sich alle Hoffnung zerschlagen. Wie Pfeiffer heute bekanntgab, wird die Zielpunkt GmbH Insolvenz anmelden. Pfeiffer hat sich 2012 mit 24,9 % beteiligt und im Jahr 2014 Zielpunkt zur Gänze übernommen. In Summe hatte die oberösterreichische Gruppe mehr als 50 Millionen Euro in das Unternehmen gebuttert. Man sei nun aber an die Grenzen der "Machbarkeit" gelangt, schreibt Vorstand Georg Pfeiffer. "Es ist für uns sehr schmerzhaft, uns von Zielpunkt trennen zu müssen." Man habe aber die weitere Finanzierung nicht sicherstellen können. Insofern sei der Schritt auch rechtlich notwendig.

Gewerkschafter Katzian "entsetzt"

Der Chef der Gewerkschaft der Privatangestellten, Wolfgang Katzian, ist über die Pleite entsetzt, vor allem über das Vorgehen von Pfeiffer. Belegschaft und Betriebsrat seien am Mittwochnachmittag vor vollendete Tatsachen gesetzt worden. "Seitens der Geschäftsführung hat es keinerlei Bemühungen gegeben, eine sozialpartnerschaftliche Lösung zu finden", kritisiert Katzian. Bis Mittwochabend habe von der Unternehmensleitung niemand Kontakt mit der Gewerkschaft aufgenommen. Derzeit recherchiere man noch die Hintergründe für die Pleite, so Katzian.

Mitarbeiter warten auf November-Lohn    

Die November-Löhne und -Gehälter für die 2500 Mitarbeiter, die übermorgen überwiesen werden sollten, werden nicht mehr vom Unternehmen ausbezahlt, sagte Martina Macho, Sprecherin der Zielpunkt-Mutter Pfeiffer, am Mittwoch zur APA.

Die Auszahlung der November-Entgelte übernehme der Insolvenzentgeltfonds. "Das dauert leider ein bisschen", so Macho. Die betroffenen Mitarbeiter müssen nämlich selbst einen Antrag beim Fonds stellen. Für die Auszahlung der Dezember-Löhne und -gehälter wird dann der Masseverwalter zuständig sein.

Machon sagte, die Überschuldung liege erst seit gestern vor. Wie hoch die Schulden sind und wieviele Vermögenswerte den Schulden gegenüberstehen, wurde noch nicht genannt.

Auch der Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner vom Kreditschutzverband von 1870 ist vom Zeitpunkt der Pleite völlig überrascht. 

Zur Rettung der Kette hätte Pfeiffer 60 Millionen Euro bis  2018 aufbringen müssen. Das sei unmöglich gewesen, ohne die gesunden Pfeiffer-Unternehmen zu gefährden, so Pfeiffer. Bis zuletzt habe man nichts unversucht gelassen, um Zielpunkt zu retten. Zuletzt seien "dramatische Verschlechterungen der äußeren Rahmenbedingungen" für Zielpunkt eingetreten.  

"Massive Umsatzrückgänge"

Die Umsatzrückgänge – die bislang durch Kostensenkungsmaßnahmen kompensiert werden konnten – seien zuletzt "massiv" gewesen. Die Suche nach Investoren war nicht erfolgreich. Deshalb sollen die Filialen geschlossen werden, sofern sie nicht von Konkurrenten weitergeführt werden. Pfeiffer geht davon aus, dass eine Vielzahl der Standorte an Mitbewerber übergehen und damit auch viele Mitarbeiter übernommen werden. Ein Teil der Standorte in der Steiermark und Niederösterreich sei potenziell für die Expansion der ebenfalls zu Pfeiffer gehörenden Unimarkt-Kette interessant. 

Die anderen Unternehmen der Pfeiffer-Gruppe, konkret Unimarkt, Nah & Frisch sowie Pfeiffer Logistik sind von der Insolvenz nicht betroffen. Erst Anfang November hatte Pfeiffer seinen Großhandel mit 1400 Mitarbeitern, eigentlich der Kern der der Gruppe, per 1. Jänner 2016 an die Schweizer Coop verkauft.

Bis zum Frühherbst sei die Entwicklung des Unternehmens plangemäß oder sogar darüber verlaufen, so Pfeiffer. Die danach eingetretenen Umsatzrückgänge hätten aber die Fortbestandsprognose verändert.

Zielpunkt hatte seine 229 Filialen in den vergangenen Monaten aufwendig umgebaut und auch das Sortiment umgestellt. Das Engagement sei sowohl finanziell als auch personell extrem hoch gewesen. Man habe die Kette mit massivem Investitionsstau von den häufig wechselnden Vorgängern übernommen und auch beträchtliche Altlasten aus der Vergangenheit getilgt, zuletzt erst eine von der Bundeswettbewerbsbehörde verhängte Geldstrafe über 562.500 Euro für Preisabsprachen zwischen 2007 uns 2011.